Obermenzing:Es liegt was in der Luft

Lesezeit: 2 min

Die Stadt informiert über den Stand der Formaldehyd-Belastung der Grandl-Schulpavillons

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

Wenn 40 Erwachsene konzentriert in so einem Container-Klassenzimmer atmen, schmeckt die Luft rasch abgestanden. Dass sich am Donnerstagabend in der Grandlschule nach etwa einer Stunde erste Gähnattacken einstellten, lag also eher am Sauerstoffmangel als am Desinteresse an der Sache: Vertreter des Bezirksausschusses, des Elternbeirates und des Lehrerkollegiums saßen auf niedrigen Grundschülerstühlchen und hörten sich an, was ihnen die Vertreter der Referate Bildung, Gesundheit und Bau zu sagen hatten. Es ging einmal mehr um die Formaldehyd-Belastung in der Raumluft der Pavillons, die seit vergangenem Herbst die Schulfamilie beunruhigt.

Die Werte sind mittlerweile zwar im Normbereich, für die Betroffenen ist die Sache damit jedoch nicht vom Tisch. Sie fordern von der Stadt weitere Messreihen, zusätzliche Lüftungsanlagen und vor allem eine effektivere Bauüberwachung bei künftigen Schulcontaineranlagen. Trotz schlechter Luft im Klassenzimmer gestaltete sich die Gesprächsatmosphäre beim Infotreffen durchaus positiv, man war seitens der Stadt ergebnisorientiert. So kam vom Referat für Gesundheit und Umwelt die Zusage, dass, sollte es noch vor den Pfingstferien eine anhaltende Warmwetterperiode geben, erneut Messungen in der Pavillonanlage vorgenommen werden. Vertreter des Baureferates kündigten an, dass man die Kontrollen auf den Schulbaustellen intensivieren werde. Im Fall der Grandl-Schulcontainer sei der Stadt ein Produkt "untergeschoben worden", das statt der geforderten formaldehydfreien Werkstoffe formaldehydarme enthalten habe, die dann in die Fußböden und Decken verbaut wurden. Man werde auch die Verträge mit den beauftragten Firmen künftig "optimieren", um sich bei Verstößen einen größeren rechtlichen Spielraum zu eröffnen. Einen Abriss der Anlage, wie von Elternseite auch gefordert, komme aber nicht Frage. Da die Werte durch die eingebauten Lüftungen nunmehr im Normbereich seien, stünde das nicht im Verhältnis.

Zusätzliche Lüftungsanlagen für das Containermodul A und vor allem die Gänge seien eine Kostenfrage. Hier kam vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Rat, doch intensiver mit Stoßlüften zu arbeiten. Hermann Fromme, Mediziner vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, hatte folgende Botschaft an die Eltern: Auch wenn ihre Kinder über mehrere Wochen erhöhten Formaldehydkonzentrationen in den Klassenzimmern ausgesetzt waren, sei langfristig nicht mit negativen gesundheitlichen Folgen zu rechnen.

Nicht dabei bei der Infoveranstaltung war Rektorin Gabriele Kerler. Sie befand sich auf Fortbildung, ließ aber per Brief ihre Verärgerung über das kurzfristig zustande gekommene Treffen zu Protokoll geben. Das Bildungsreferat sichert zu, dass es noch vor Pfingsten eine Infoveranstaltung für alle Eltern der 500 Grandlschüler geben werde.

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: