Obermenzing:Es geht um die Konditionen

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Uralt und doch rege genutzt: Das Carlhäusl ist für die Menzinger ein kulturell bedeutsamer Treffpunkt, dessen baulicher Zustand allerdings in den kommenden Jahren einige Arbeiten notwendig macht. (Foto: Robert Haas)

"D'Würmtaler Menzing" wollen ihren Mietvertrag für das Carlhäusl verlängern. Im Vereinsheim stehen Reparaturen an

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

Ein Abend im Mai dieses Jahres, im Carlhäusl an der Würm. Einige Kinder sind so müde, dass sie schon beim Vorlesen von Michael Endes "Wunschpunsch" einschlafen. Eine Wanderung im Dunkeln durch Obermenzing liegt hinter ihnen, und nun, besonders spannend, dürfen sie im Carlhäusl übernachten. Auf der Website des Heimat- und Volkstrachtenvereins "D' Würmtaler Menzing" gibt es einen Bericht mit vielen Fotos von dieser Jugendübernachtung, die der Verein heuer im Carlhäusl veranstaltet hat. Seit 1998 ist der kleine denkmalgeschützte Bau am Schirmerweg 85, der aus dem Jahr 1726 stammt, das Vereinsheim der Würmtaler und spielt im kulturellen Leben des Viertels eine enorm wichtige Rolle. Dort gibt es Wirtshaussingen, die Jugendkirta, Gartenfeste, das Palmbuschenbinden, Hobbykünstler-Ausstellungen. Ende März 2021 läuft der Mietvertrag des Vereins mit der Landeshauptstadt aus. Nun geht es den Würmtalern darum, zu welchen Konditionen das Mietverhältnis weiterlaufen kann. Denn es stehen etliche Reparaturen an.

Die Stadt hatte das Carlhäusl 1990 erworben. Dahinter stand die Absicht, das baufällige und einsturzgefährdete Anwesen abzureißen und den Grünzug entlang der Würm zu erweitern. Der Obermenzinger Heimat- und Volkstrachtenverein jedoch hatte Pläne zur Sanierung und künftigen Nutzung entwickelt. So machten die Würmtaler der Stadt das Angebot, das Carlhäusl auf eigene Kosten herzurichten. Im November 1995 legte der Kommunalausschuss des Stadtrats fest, dem Verein das Haus auf 25 Jahre unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Dadurch sollen die Instandsetzungskosten, die damals vom Verein auf circa 250 000 Mark geschätzt wurden, als abgegolten gelten. Lediglich für die überbaute und vom Verein genutzte Grundstücksfläche, so die Festlegung des Ausschusses, sollte ein Entgelt von 1,50 Mark pro Quadratmeter und Monat entrichtet werden, was einer jährlichen Miete von etwa 1840 Euro entsprach.

Im März 1996 wurde der Grundstücksmietvertrag unterzeichnet. Zunächst war vorgesehen, dass der Verein zur Finanzierung der Miete das Haus an andere Vereine untervermieten könne. Der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing beantragte aber 1998, die Mietkosten für das Carlhäusl sollten vollständig durch die Stadt getragen werden. Dem Verein war durch die Untervermietung in dem Jahr ein Verlust entstanden. Das Häusl auch an Privatpersonen zu vermieten, um mehr Geld einzunehmen, schien den Würmtalern problematisch, weil benachbarte Gastronomiebetreiber darin eine Konkurrenz sehen könnten. Das Kulturreferat ließ sich überzeugen, die Mietkosten zu übernehmen. Damit trug die Stadt auch dem Umstand Rechnung, dass der Verein das Carlhäusl mit sehr viel Geld und ehrenamtlicher Arbeit vor Verfall und Abriss gerettet hatte. Allerdings galt bei diesem Arrangement die Auflage, dass die Würmtaler auch weiterhin den baulichen Unterhalt zu sichern hatten.

Nach mehr als zwanzig Jahren intensiver Nutzung stehen nun vielfältige Reparaturen an. Der Obermenzinger Stadtrat Frieder Vogelsgesang (CSU) bittet in einem Antrag an den Stadtrat, dass Kultur- und Kommunalreferat zeitnah mit dem Verein Verhandlungen aufnehmen, um die kulturelle Nutzung im Carlhäusl zu sichern. Vogelsgesang verweist auf die Windfangbretter des Daches und die hölzernen Dachgauben, die erneuert werden müssten. Auch der als Tanzboden aufgebaute Fichtenfußboden sei abgenutzt. Laut CSU-Stadtrat ist der Verein bereit, diese Arbeiten erneut in Eigenleistung vorzunehmen, allerdings müsste dies die Stadt bei den Verhandlungen über die Verlängerung des Mietvertrags "angemessen berücksichtigen".

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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