Nach Vergangenheit und Gegenwart können die Besucherinnen und Besucher mithilfe der Zeitkapsel am Giesinger Grünspitz, Martin-Luther-Straße, demnächst auch die Zukunft erkunden. Los geht's am Montag, 23. August, Finissage-Wochenende für das Projekt ist dann vom 24. bis 26. September. Teil drei dieser Reise in Gedanken befasst sich mit der Frage, wie Giesing einmal aussehen soll.
Die Zeitkapsel ist, wie ihre Schöpfer erklären, eine technisch aufbereitete, ansonsten original gelbe Telefonzelle mit beleuchteter Dachkonstruktion. Nicht ohne Ironie fahren sie fort: "In diesen Telefonzellen gelang es früher, über räumliche Distanz Nähe herzustellen." Diese Funktion wurde mit der Umwandlung in eine gelbe Zeitmaschine erfolgreich reaktiviert. Die Zeitkapsel wurde von der Kulturschaffenden Miriam Worek konzipiert, vom Künstler Philipp Engelhardt entworfen und unter der technischen Leitung des Schreinermeisters Matthias Steinberger umgesetzt. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Ausstellungsraum, niederschwelliger Plattform und Begegnungsort. Über Bildschirm und Audio erleben die Besucher umgebungsbezogene, audiovisuelle Arbeiten, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Stadtviertel Giesing und seinen Bewohnern auseinandersetzen.
Für Miriam Worek ist ihr Konzept insofern aufgegangen, als dass vergangene Projekte aus der Versenkung geholt und wieder zugänglich gemacht wurden und im Rahmen des Projekts gleichzeitig viel Neues entstanden ist: "Kulturelle Teilhabe wurde ermöglicht, und jede und jeder konnte die Zeitkapsel mit aufladen." Zu dem Zweck bindet Worek eine Vielzahl lokaler Akteure ein, wie Mittelschulklassen, die Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte, das Kollektiv Tela2030 und viele mehr. Als Ergebnis des Open Calls sind vier Arbeiten professioneller Künstlerinnen und Künstler entstanden, die noch einmal eine ganz neue Perspektive auf das Viertel eröffnen und zu Fragen anregen: Wie wäre es, den Ostfriedhof in ein Wohngebiet umzuwandeln? Was wünscht sich eine blinde Giesingerin für die Zukunft ihres Viertels? Wie könnte der triste Ella-Lingens-Platz verändert werden? Die Besucher erwarten experimentelle Videoanimationen, Dystopien über das Neo-Giesing 2081, in Minecraft visualisierte Utopien und weitere Visionen. Als Höhepunkt hat der Giesinger Science-Fiction-Autor Steve Hofmann eigens für die gelbe Zeitmaschine ein Computerspiel programmiert - Spielfeld ist der Grünspitz.
Mehr über die Zeitkapsel ist auf www.zeitkapsel.tel zu erfahren. Die Kunstinstallation ist tagsüber zugänglich, der Eintritt ist gratis.