Obergiesing:Treffer landen

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Die Container müssen wohl weichen: Laut Verwaltung werden bereits Gespräche über eine Auflösung der Asyl-Erstaufnahmeeinrichtung geführt. (Foto: Florian Peljak)

Nahe dem McGraw-Graben errichtet die Stadibau 250 Mietwohnungen und ein Wohnheim. Anlieger und Stadtviertelpolitiker speisen ihre Wünsche in die Planung ein: ausreichend Parkplätze, Sportflächen und Angebote für Jugendliche

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Man kennt das vom Boxen: In der ersten Runde begegnen sich die Kontrahenten noch zögerlich. Erst allmählich beginnt der eine den anderen abzutasten, wo dessen Schwächen und Stärken liegen, um darauf dann reagieren zu können. Ganz ähnlich verlief die Informationsveranstaltung im Gemeindesaal der Philippuskirche zur Bebauung des McGraw-Areals: In der einen "Ringecke" die Vertreter des Bauherren Stadibau GmbH und der Stadt, in der anderen Anlieger und Lokalpolitiker. Und auch wenn Vergleiche stets hinken: Hier ging es ebenfalls darum, Treffer zu landen - nicht in Form von Schlägen, sondern von schlagenden Argumenten. Denn heute werden die Weichen dafür gestellt, was in zwei, drei Jahren auf dem Gebiet realisiert wird.

Dabei geht es um den südöstlichen Teil des Areals, wie Helmut Gropper, Geschäftsführer der Stadibau Gesellschaft für den Staatsbediensteten Wohnungsbau in Bayern mbH, präzisierte. Es bestehe kein Zusammenhang, wie öfter fälschlich in der Öffentlichkeit behauptet, mit der von der Polizei genutzten Halle 19 oder der einstigen University of Maryland an der Ecke von Soyerhof- und Peter-Auzinger-Straße, sondern: Der Freistaat will östlich der Tegernseer Landstraße, südlich der Halle 19, westlich der Warthof- und nördlich der Stadelheimer Straße zusätzlichen Wohnraum für Beamte schaffen.

Was genau auf dem etwa 2,8 Hektar großen Grundstück entstehen soll, skizzierte Josef Mittertrainer von bgsm Architekten Stadtplaner. Das Münchner Büro bereitet im Auftrag der Stadibau einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb vor. Dabei sind die Planungsaufgaben klar umrissen: Die 55 Bestandswohnungen in dem Gebiet sollen erhalten werden, dazu 250 neue Mietwohnungen entstehen. Außerdem ist ein Wohnheim mit bis zu 250 Plätzen vorgesehen. Einzelhandel und Gastronomie, zwei Kindertagesstätten sowie eventuell eine Kinderkrippe runden die Infrastruktur ab.

Besondere Bedeutung dürfte bei den Planungen dem Thema Lärmschutz zukommen wegen der Nähe zum McGraw-Graben und zur Halle 19. Die Erschließung des Wohngebiets soll für den Kfz-Verkehr hauptsächlich von Westen her erfolgen. Durchlässigkeit für Fußgänger und Radfahrer lautet hingegen eine andere Vorgabe bezogen auf das Innere des Areals. Ergänzend ist vorgesehen, an der Stadelheimer Straße eine Radfurt anzulegen und die Bushaltestelle zu verbessern.

Der einstige Stützpunkt der US-Streitkräfte soll nicht zuletzt in Zukunft über deutlich mehr Aufenthaltsqualität verfügen. So ist unter anderem an eine größere Grünfläche im Nordosten des Planungsgebietes gedacht. Außerdem sind die am Wettbewerb teilnehmenden Architekten aufgefordert, Ideen für gemeinschaftlich genutzte Dachgärten zu entwickeln.

Bis alle Details ausgearbeitet sind, vergeht sicher noch viel Zeit. Der Startschuss für den Architektenwettbewerb hingegen erfolgte schon am vergangenen Freitag mit einer Vorbesprechung der Preisrichter. Und am 14. Dezember wollen sie zusammenkommen, um den Sieger des Architektenwettbewerbs zu küren.

Dominierendes Thema bei der anschließenden Fragerunde war, wie bei fast allen vergleichbaren Projekten: Wie lassen sich die Folgen der weiter anschwellenden Autoflut beherrschen, die mit dem Wohnungsbau einhergeht? "Die Parkplatzsituation ist jetzt schon katastrophal. Wo sollen wir während der Bauarbeiten eigentlich hin?", fragte eine davon betroffene Frau. Ihr konnte Helmut Gropper keine Hoffnung machen, die Bauzeit werde für die Bewohner sicherlich schwierig. Eine Verbesserung verspricht sich der Stadibau-Geschäftsführer längerfristig aber vom Bau einer großen zentralen Tiefgarage.

Birgit Knoblach, SPD-Sprecherin im Bezirksausschuss (BA) 17, fragte, ob man angesichts der guten Erschließung des Areals mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch autofreies Wohnen ermöglichen könnte. Zumindest aber sollte eine Park-and-ride-Anlage eingerichtet werden, um die vielen Pendler zum Umsteigen auf Bus oder U-Bahn zu bewegen. Clemens Baumgärtner (CSU), Vorsitzender des BA 18, hingegen stellte fest, dass allen Mobilitätskonzepten zum Trotz der Individualverkehr zumindest in seinem Stadtbezirk nicht abgenommen habe. Und da bekanntlich viele Beamte nach München mit dem Auto fahren, plädierte er für ausreichend viele Stellplätze. Baumgärtners zweite Anregung in Richtung Architekten: "Uns fehlt ein großer Nahversorger."

Von Klaus Neumann (SPD) kam die Mahnung, über all den nun anstehenden Planungen nicht die Bedürfnisse der Jugendlichen zu vergessen. Den Blick auf eine andere, ebenso "unterversorgte" Klientel lenkte Judith Schützendorf (Grüne): Sie drang auf Sportflächen, an denen es generell massiv mangele. Diese und weitere Ideen und Anregungen wollten die Vertreter von Stadibau und Stadt aufnehmen.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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