Oberföhring:Unruhe macht sich breit

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Da sich die Planungen für den Multifunktionssaal verzögern, könnte sich auch die Fertigstellung des zentralen Quartiersplatzes im Prinz-Eugen-Park auf unbestimmte Zeit verschieben

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Für Angelika Pilz-Strasser ist die Zukunft des geplanten "13er Bürger- und Kulturtreffs" momentan ein großes schwarzes Loch, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die Vorsitzende des Bezirksausschusses Bogenhausen hat Angst, dass am zentralen Quartiersplatz im Oberföhringer Neubaugebiet Prinz-Eugen-Park jahrelang eine Baugrube gähnen wird, weil die Stadt mit der Planung der integrierten Quartierseinrichtung dort einfach nicht vorankommt. Gerade hat der Kommunalausschuss in einer gemeinsamen Sitzung mit Kultur-, Sozial-, Kinder- und Jugendhilfeausschuss das Thema vertagt, offiziell bis zum nächsten Treffen Ende November, aber die Grünen-Politikerin Pilz-Strasser ist da äußerst skeptisch. Jetzt müsse ja das Baureferat nochmal an die Arbeit gehen und Einspar- und Synergieeffekte prüfen und das werde eine Weile dauern. Sie mache sich "wirklich große Sorgen", hatte Pilz-Strasser schon bei der Bürgerversammlung gesagt. Schließlich hänge vom Bau dieses Hauses die Fertigstellung des gesamten zentralen Quartiersplatzes ab, daher herrsche auch beim Konsortium für die Entwicklung des Prinz-Eugen-Parks "blankes Entsetzen".

Die geplante Quartierseinrichtung ist ein Pilotprojekt mit Gesamtkosten von 11,3 Millionen Euro. Sie soll eine Reihe von kulturellen und sozialen Nutzungen unter einem Dach vereinen - nicht in getrennten Räumen nebeneinander her, sondern so, dass alle Flächen allen Einrichtungen zur Verfügung stehen, nur zu unterschiedlichen Zeiten. Gedacht ist das Haus für einen Nachbarschafts- und einen Familientreff, für ein zweites Alten- und Service-Zentrum (ASZ) in Bogenhausen, das den Ostteil des Stadtbezirks abdecken soll, und für den Bürger- und Kulturtreff.

Geplant ist ein kompaktes dreigeschossiges Gebäude mit zwei Zugängen - einer zum Quartiersplatz und einer Richtung Grundschule - und einem Foyer, das als "großzügige Aufenthaltszone" für bis zu 400 Besucher fungiert. Nach den gemeinsamen Plänen von Sozial- und Kulturreferat sollen ASZ-Werkraum, Nachbarschafts- und Familientreff samt Café, die tagsüber genutzt werden, gut erreichbar im Erdgeschoss liegen, während die Räume des Bürger- und Kulturtreffs, wo vor allem abends Betrieb herrschen wird, im ersten Stock eingeplant sind. Dort bekommt das ASZ zwei Gruppenräume und eine Cafeteria mit beweglichen Zwischenwänden. Werden die Wände entfernt, entsteht aus den drei Räumen der Veranstaltungssaal des Kultur- und Bürgertreffs. Dieser große Saal soll nach den Plänen mit einer hydraulisch versenkbaren Bühne und professioneller Veranstaltungstechnik ausgestaltet sein, damit er schnell umgerüstet werden kann. Die ASZ-Küche soll abends fürs Catering genutzt werden.

Da der Multifunktionssaal schon aus akustischen Gründen eine Höhe von sechs Metern hat, belegt er zwei Geschosse des Hauses. Nachträglich wurde eine Galerie eingeplant, die vom zweiten Obergeschoss aus zugänglich ist. Sie bietet 44 Sitzplätze, so dass der Saal auf insgesamt 282 Sitzplätze kommt. Außerdem sind im zweiten Stock die Gruppenräume der sozialen Einrichtungen und der Gymnastikraum des ASZ untergebracht.

Vor allem der Veranstaltungssaal ist der Stadtkämmerei ein Dorn im Auge. Seine Größe habe "weitreichende und kostenträchtige Folgen", heißt es in einer Stellungnahme vom Sommer. Die Teilung des Saals in drei Räume, die dafür nötigen fahrbaren Schallschutzdecken, die Bühnen- und Medientechnik, die versenkbare hydraulische Bühne und das wegen der Theaterbesucher notwendige große Foyer verursachten hohe Investitionskosten. Daher sei "die Realisierung eines Bürger- und Kulturtreffs, insbesondere in dieser Größe und mit den derzeitigen Standards zu hinterfragen". Vor diesem Hintergrund vertagten die Ausschüsse des Stadtrats Ende Oktober das Thema. Jetzt soll die Verwaltung erst einmal weitere Synergieeffekte suchen und prüfen, ob sich durch Umbauten Einsparungen erzielen ließen.

"Ich habe den Eindruck, die wollen einfach nicht", sagt Pilz-Strasser. Natürlich sei eine integrierte Einrichtung eine "aufwendige Geschichte", doch wenn die Zusammenarbeit greife, "kann das sicher ein Modell für die Zukunft sein". Allerdings müsse dafür in eine gewisse Grundausstattung investiert werden, sprich in die versenkbare Bühne, in vernünftige Akustik und Beleuchtung. "Man kann doch so ein gutes Projekt nicht einfach kaputtsparen."

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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