Oberföhring:Mit Weitsicht

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Das Konsortium "Prinz-Eugen-Park" vereint alle bisher feststehenden Akteure bei der vor Kurzem angelaufenen Bebauung des Kasernengeländes. Ziel sind rechtzeitig abgestimmte Mobilitäts- und Versorgungskonzepte

Von Thomas Kronewiter, Oberföhring

Was im Domagkpark, der ehemaligen Funkkaserne im Münchner Norden, vor Jahren schon einmal kräftig Bewegung in die Entwicklung des neuen Wohnquartiers gebracht hat, soll nun auch in der früheren Prinz-Eugen-Kaserne ordentlich Dampf machen. Dafür will das Konsortium "Prinz-Eugen-Park" sorgen, das alle bisher feststehenden Akteure bei der vor Kurzem angelaufenen Bebauung des Kasernengeländes vereint. Von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft über Bauträger bis zu Genossenschaften und Baugemeinschaften ziehen dabei alle an einem Strang - nicht nur gegenüber der Stadtverwaltung, sondern auch im Hinblick auf eine gemeinsam entwickelte, in sich stimmige Infrastruktur.

So sollen beispielsweise ein gemeinsames Mobilitätskonzept, Gästeappartements und Gemeinschaftsräume sowie ein mit den Baupartnern abgestimmtes Versorgungskonzept das Viertel mit künftig nahezu 4500 Bewohnern in 1800 Wohnungen lebenswert machen. Eine Zusammenarbeit, die in München trotz der Vorbilder noch relativ neu ist, und die Stadtbaurätin Elisabeth Merk an ein "Free Jazz"-Konzert erinnert: "Alle beherrschen ihr Instrument", sagte sie bei der öffentlichen Geburtsstunde des Konsortiums am Montag, dabei gestalte sich das Konzert aber kreativ und abwechslungsreich.

So bleiben die Gewofag und die GWG, die vier Baugemeinschaften und sechs Genossenschaften sowie die Bauträger natürlich in ihren Parzellen frei bei den Lösungen, die die jeweiligen Architekten finden; sie alle aber sind einer gemeinsamen Charta verpflichtet. Ein Euro Beitrag pro Quadratmeter Geschossfläche sichert die Finanzierung einer professionellen Koordination, für welche die Stattbau München GmbH gewonnen wurde. Unter den Akteuren, aber auch in der Stadtverwaltung sei man "heilfroh, wenn man bestimmte Dinge nur einmal bespricht", erläuterte Christian Stupka von der Stattbau und nannte beispielhaft die Höhenentwicklung der Gebäude oder die Situierung der Trafohäuschen.

Alle zwei Monate treffen sich die Konsorten in einer Plenumssitzung, im kommenden Januar soll für die bereits feststehenden Bewohner ein erstes Vernetzungstreffen stattfinden; voraussichtlich im Februar ist ein Infoabend für die Nachbarn, beispielsweise im Wagner-Viertel, vorgesehen. Von sofort an ist auch die Internet-Seite www.prinzeugenpark.de geschaltet, die den Prozess künftig begleiten und irgendwann von den Bewohnern als Aktivitäten-Plattform übernommen werden soll. Sie wird sukzessive wachsen. Wenn also beispielsweise der Betreiber der geplanten Apotheke einmal feststeht, eingezogen ist und sein Geschäft eröffnet haben wird, werden sich auf der Homepage Standort und Kontaktmöglichkeiten finden.

Für die Bogenhauser Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) ist die Entwicklung nicht nur ein spannender Prozess, den sie mit ihrem Gremium seit Anbeginn intensiv begleitet. Sie hofft auch darauf, dass dabei gewonnene Erkenntnisse in die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Nordost einfließen, in deren Rahmen östlich der S-Bahn-Trasse nicht bloß ein kleines Dorf, sondern eine veritable Kleinstadt entstehen soll. Die Stadtteilpolitikerin bezeichnete es indes gerade wegen der vorbildlichen Planung als "Schildbürgerstreich" des Stadtrates, vor wenigen Tagen mit der "willkürlichen Einsparung von zehn Prozent der Kosten" bei der Errichtung des Kulturbürgerhauses für insgesamt vier Einrichtungen in letzter Minute ein tolles Konzept torpediert zu haben. Zumal die Eröffnung dieses wichtigen Treffpunktes mit einem Nachbarschaftstreff und dem Alten- und Service-Zentrum sich nun verzögern wird.

Bei den konkreten Beiträgen für die Gemeinschaft wirken alle zusammen. Die Gewofag, auf die allein 60 000 Quadratmeter Geschossfläche entfallen, beteiligt sich etwa - in Kooperation mit der Stiftung Pfennigparade - mit betreuten Wohngruppen, mit dem Wohn- und Versorgungsprojekt "Wohnen im Viertel", fünf Kindertagesstätten und mehreren Quartierstreffs. Die mittelständische GVG wird in den Erdgeschosszonen ihres Baufeldes Platz für einen Vollsortimenter auf 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche, eine Drogerie auf 800 Quadratmetern und für kleinteiliges Gewerbe bereitstellen. Und die Terra Immobilien Danhuber GmbH, die für ein Angebot im Konzeptionellen Mietwohnungsbau (KMB) den Zuschlag erhalten hat, wird nicht bloß 60 Jahre lang bei den Mietpreisen unter dem Niveau des Münchner Mietspiegels bleiben, sondern für die eigenen Mieter, aber auch das übrige Quartier einen 60 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum realisieren, beispielsweise für Kindergeburtstage, Repaircafés, Gymnastikstunden oder ähnliche Angebote.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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