Oberföhring:Holzsiedlung wird doch nicht so mustergültig

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Holz wird auch in München als Baustoff immer attraktiver: Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG hat bereits Mietshäuser aus Holz errichtet. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne in Oberföhring soll eine Siedlung aus Holz entstehen.
  • Ursprünglich sollte es eine "ökologische Mustersiedlung" werden.
  • Doch nun wird bei der umweltfreundlichen Energieversorgung abgespeckt.

Von Heiner Effern

Eine schöne Fassade beeindruckt den Betrachter, doch nicht immer hält der Blick dahinter, was der erste Eindruck verspricht. Eine "ökologische Mustersiedlung" plant die Stadt seit Jahren auf dem Gelände der früheren Prinz-Eugen-Kaserne in Oberföhring. Von deutschlandweit einmalig bis zu europaweitem Vorbildcharakter reichten die Vorab-Meriten. Stadtbaurätin Elisabeth Merk glänzte in Fachzeitschriften mit ihrem ehrgeizigen Konzept. Nun hat der Stadtrat beschlossen, die Siedlung zu bauen. Ob die Attribute Muster und Öko noch zu ihr passen, darüber streiten die Parteien im Rathaus.

In jedem Fall innovativ ist der Baustoff der 450 Wohnungen, obwohl er auch einer der ältesten ist: Die Gebäude werden aus Holz errichtet. Die anderen beiden ökologischen Glanzlichter blieben auf Antrag der SPD auf der Strecke. Entgegen der ursprünglichen Pläne müssen die Häuser nicht dem Standard Energie-Plus entsprechen, bei dem sie mit alternativer Energie mehr Strom hätten erzeugen müssen als sie benötigen.

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Deshalb müssen die Bauträger auch nicht für jedes Gebäude ein eigenes Energiekonzept vorlegen, was weit über gängige Umweltstandards hinausgeht. Das sei eine pragmatische Entscheidung, verteidigte SPD-Stadträtin Heide Rieke den Vorstoß ihrer Partei, der mit großer Mehrheit angenommen wurde.

Warum die Stadt im Vorhaben abgespeckt hat

Überregionale Strahlkraft, das modellhafte Vorbild will sich die SPD in Zeiten großer Wohnungsnot nicht mehr leisten. "Wir legen keinen Wert darauf, Leuchtturmprojekte zu produzieren", sagte Rieke. Es gehe viel mehr darum, "kostengünstig, ökologisch und nachhaltig" zu bauen. Das sei auch mit den weicheren Vorgaben erfüllt. Die beschlossene städtische Förderung sank deshalb auf 13, 6 Millionen Euro, ursprünglich waren 17,5 Millionen vorhergesehen.

Für die Grünen und die ÖDP ist die ökologische Mustersiedlung mit den jetzt beschlossenen Änderungen längst eine Mogelpackung. Vom ursprünglichen Konzept sei viel zu wenig geblieben, um so einen hochtrabenden Namen zu rechtfertigen. Besonders stört sie, dass die innovativen Holzhäuser ans Fernwärmenetz der Stadtwerke angeschlossen werden sollen.

Statt alternativer komme nun "schmutzige Energie" zum Einsatz, die von den Stadtwerken teilweise noch aus fossilen Brennstoffen gewonnen werde, kritisierte Grünen-Stadtrat Herbert Danner. Auch im Planungsreferat herrscht Enttäuschung, dass der ganz große Wurf nicht kommen wird. Das ökologische Konzept sei "weitgehend entwertet", heißt es aus dem Haus.

Was in Oberföhring genau gebaut werden soll

Insgesamt sollen auf der früheren Pionier-Kaserne in Oberföhring 1800 Wohnungen entstehen. 450 davon aus Holz, was in dieser Größenordnung wohl tatsächlich zumindest deutschlandweit einmalig ist. Holz gilt als kommender Baustoff auch in Großstädten, weil der Rohstoff nachwächst, bodenklimatisch eine positive Bilanz hat und auch beim Bau die Nachbarn und Umwelt wenig belastet.

Das wird vor allem auch dadurch erreicht, dass mit Holz schneller gebaut werden kann als mit anderen Baustoffen. Längst sind zudem die Zeiten vorbei, als Holz lediglich an Bauern- oder Forsthäusern zu sehen war. In Bad Aibling etwa wurde 2011 ein achtgeschossiges Haus aus Holz gebaut. Auch auf dem ehemaligen Kasernengelände in Oberföhring sollen bis zu sieben Geschosse hohe Bauten entstehen.

Der Bau der innovativen Siedlung soll schnell vorankommen: Die Grundstücke werden bis Anfang 2016 ausgeschrieben. Errichten sollen die Häuser Baugemeinschaften, eine Baugenossenschaft sowie die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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