Oberföhring:Ein Stadtteil entsteht

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Auftakt-Schaufeln an der Cosimastraße: OB Dieter Reiter (links) und Gewofag-Chef Klaus-Michael Dengler. (Foto: Lukas Barth)

Spatenstich im Prinz-Eugen-Park für die ökologische Mustersiedlung

Von Johannes Korsche, Oberföhring

Der Spatenstich für die gut 180 Wohneinheiten der ökologischen Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park markiert am Dienstagnachmittag den symbolischen Beginn der Bauarbeiten auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Cosimastraße. Bei sommerlichen Wetter und gemeinsam mit etwa 50 Gästen freut sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) darüber, dass er "auf einem seiner Lieblingstermine" ist. Zumal sich die "Bürgerproteste einigermaßen in Grenzen gehalten haben". Obwohl das Bauprojekt mit seinen insgesamt etwa 1800 neuen Wohnungen deutliche Auswirkungen auf das umliegende Viertel haben wird.

Bei all der guten Laune ging allerdings allzu geflissentlich unter, dass es im Vorfeld auch zu großer Kritik an der Umsetzung der ökologischen Mustersiedlung gekommen war. Im Stadtrat hatten CSU und SPD kurzerhand entschieden, die ökologische Mustersiedlung an das Fernwärmenetz anzuschließen und den zuvor angestrebten Plus-Energie-Standard für die Mustersiedlung aufzuheben. Die beiden siebenstöckigen Häuser sollen dementsprechend auch mit Steinkohle beheizt werden. Vom ökologischen Anstrich ist daher passenderweise nur die Holz-Hybridbauweise geblieben. Den Grünen war das für eine Mustersiedlung zu wenig - im Bogenhauser Bezirksausschuss (BA) und im Stadtrat. Auf Stadtrats-Ebene beantragten sie, aus dem Neubaugebiet immerhin ein Modellprojekt mit erneuerbarer Fernwärme zu entwickeln. Im BA drängten sie auf einen Beschluss, der die Entscheidung des Stadtrats vorsichtig kritisiert: "Ob der Anschluss an die Fernwärme in Anbetracht des massiven Einsatzes von Steinkohle im Kraftwerk Nord die richtige Maßnahme ist, ist zumindest diskussionswürdig."

Diskussionswürdig oder nicht, der Spatenstich ist für Gewofag-Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler der "Auftakt für ein ganzes Stadtviertel". Insgesamt entstehen auf dem etwa 30 Hektar großen Gelände an der Cosimastraße Wohnungen für 4500 Münchner. Gut ein Drittel der Bewohner wird von 2020 an, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, in Wohnungen der Gewofag unterkommen - in einem "bezahlbaren Bogenhausen", sagt Dengler.

Das erhofft sich auch Reiter, der die "Münchner Mischung erhalten" will. So sei ihm wichtig, dass sich auch Bürger mit weniger als 5000 Euro Verdienst im Monat eine Wohnung in München leisten könnten. Im Prinz-Eugen-Park jedenfalls werde das erreicht und zudem "ein Stadtquartier geschaffen, in dem sich die Menschen wohlfühlen können". Trotzdem ist der Wohnungsdruck enorm. Jedes Jahr lebten bis zu 20000 Menschen mehr in München als im Vorjahr. Reiters Ausweg: "Wir müssen uns von Projekt zu Projekt hangeln." Am Dienstag bleibt ihm und Dengler nach den Reden nur noch eines zu tun: "Jetzt gehen wir ein bisschen schaufeln."

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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