Oberföhring:Der Bach bleibt im Rohr

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Das Wasser aus dem Krautgarten-Graben trieb früher die Pumpen im Floßwärterhäuschen an. Die Metallabdeckungen zeigen, wo der Bach verläuft. (Foto: Robert Haas)

Die Freilegung des Krautgarten-Grabens nahe der Emmeramsmühle ist aus Sicht der Stadt unmöglich

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Ehe die Emmeramsmühle eine Gastwirtschaft wurde, war sie, wie der Name sagt, eine Mühle - eine von vier Mühlen sogar. Wasser gab es von jeher genug in St. Emmeram unterhalb des Dorfes Oberföhring. Hangquellen speisen den Brunnbach, der ein Stückchen westlich der Gaststätte parallel zu Isar und Isarkanal vorbeifließt. Auch direkt neben dem Biergarten der Emmeramsmühle verläuft ein Bächlein, der Krautgarten-Graben. Allerdings ist von ihm schon seit Jahrzehnten nichts mehr zu sehen. In den Sechzigerjahren wurde dieser Nebenarm verrohrt, der nördlich des denkmalgeschützten Pumpen- und Floßwärterhäuschens in den Brunnbach fließt. Lediglich rechteckige Metallabdeckungen im Boden lassen seinen Verlauf erahnen. Auf Initiative der CSU beantragte der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen diesen Sommer, den Krautgarten-Graben wieder freizulegen. Das Baureferat hat die Situation jetzt geprüft, allerdings mit negativem Ergebnis.

Robert Brannekämper (CSU) hatte für die Freilegung geworben und auf die grundsätzliche Bedeutung von Stadtbächen für Tiere und Pflanzen verwiesen. Wenn der Bach wieder an der Oberfläche plätschere, erinnere dies zudem an die historische Teichwirtschaft in St. Emmeram. Das Gasthaus dort sei in den Zwanzigerjahren für seine frischen Forellen aus den umliegenden Teichen bekannt gewesen. Das Wasser aus dem Krautgarten-Graben habe außerdem die Pumpen im Floßwärterhäuschen angetrieben.

Dieser neugotische Backsteinbau aus dem Jahr 1901, "Wasserschlösschen" genannt, diente einmal der damals noch selbständigen Gemeinde Oberföhring für ihre Wasserversorgung, heißt es auf der Webseite des Lokalgeschichtsvereins Nordostkultur. Über dem Maschinenraum wohnte der Pumpenwärter. Das Wasser wurde zum Wasserturm oben an der Muspilistraße hochgepumpt. In den Zwanzigerjahren bekam Oberföhring dann Anschluss an die Münchner Wasserversorgung, und das alte System war überflüssig. Der Turm wurde 1962 abgetragen.

Zum Krautgarten-Graben teilt das Baureferat nun mit, dass er schon in einem Plan von 1913 als "überwiegend verrohrt" dargestellt sei. Am Biergarten der Emmeramsmühle entlang sei er bis 1958 in einem offenen Trog verlaufen, drei Meter breit, 13 Meter lang. "Mehrere Personen, darunter sogar ein Kind", seien im Lauf der Zeit in diesen Trog gefallen. "Das damalige Liegenschaftsamt hielt es deshalb für notwendig, dieses Teilstück schnellstmöglich verrohren zu lassen, um weitere Unglücksfälle zu vermeiden", schreibt das Referat an den Bezirksausschuss.

Eine Freilegung des Bachs scheint schwieriger zu sein, als die Lokalpolitiker sich das vorgestellt haben. Die Bachsohle liegt laut Baureferat etwa einen Meter unter der Oberfläche, der Krautgarten-Graben verlaufe nahezu vollständig über Privatbesitz. Für eine Freilegung sieht die Behörde theoretisch zwei Möglichkeiten, in beiden Fällen müsste aber der Privateigentümer zustimmen, da sein Grundstück betroffen wäre. Zum einen sei eine Teilfreilegung samt Betontrog denkbar, der allerdings aus Sicherheitsgründen ein umlaufendes Geländer bräuchte und die Bäume ringsum beeinträchtigen könnte. Noch weitaus schwieriger wäre eine Renaturierung mit leicht mäandernden Bachböschungen, schreibt das Baureferat, weil dafür zu wenig Platz zur Verfügung stehe. Der Bach samt Böschung würde dann fünf Meter breit, zwei Bäume und Parkplätze müssten weichen, der Biergarten zurückgesetzt und an den Böschungskanten eine Absturzsicherung angebracht werden. "Eine Umsetzung ist aus oben genannten Gründen nicht möglich", resümiert das Baureferat.

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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