Oberföhring:Das ist die Höhe

Lesezeit: 2 min

SZ-Grafik (Foto: Stadtviertel)

Anwohner der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne registrieren mit Unruhe die Pläne für das Neubauquartier. Sie fürchten erhebliche Verkehrszunahme - und kritisieren die Dimensionen der Gebäude

Von Johannes Hirschlach, Oberföhring

Der Verkehr gehört zu den leidigsten aller Münchner Probleme. Stillstand, Störungen und Lärm kosten Zeit und Nerven. Entsprechend groß sind die Befürchtungen, wenn an einer ohnehin schon überlasteten Hauptstraße noch einmal Wohnungen für 4000 Menschen hinzukommen. So geplant am Standort der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne an der Cosimastraße. Anwohner befürchten überfüllte Trambahnen und Autokolonnen, die sich allmorgendlich aus dem neuen Quartier wälzen könnten.

So kam auch das Konsortium, das den Bau des "Prinz-Eugen-Parks" koordiniert, bei einem Informationsabend für die Nachbarschaft nun nicht umhin, auf jenes "heiße Thema", wie es Christian Stupka vom Konsortium bezeichnete, einzugehen. Gekommen waren rund 80 Besucher. Und es wurde deutlich, dass die Bürger sich schon jetzt überrannt und überfahren sehen: Fußgänger, die übers Rasengrün trampeln; volle Straßenbahnen, jede Menge Autos der Bewohner und Besucher. "Mir ist schon erzählt worden, ich müsste mich für alles wappnen", scherzte Stupka.

Die Anwohner verlangten vor allem zum Punkt Pendlerverkehr Auskünfte. Von den Bewohnern der Neubausiedlung seien morgens viele mit dem Auto unterwegs, sagte ein Zuhörer. Die Befürchtung, die dahinter steht: Die an den Prinz-Eugen-Park angrenzende Cosimastraße ist besonders zu Stoßzeiten viel befahren, Ampel reiht sich an Ampel. Das Verkehrskonzept sieht zwei Ableitungen aus dem Neubaugebiet vor: die Ruth-Drexel- und die Jörg-Hube-Straße. Beide führen auf die Cosimastraße. Viele Anwohner im gegenüberliegenden Grimmeisen- und Wagnerviertel sorgen sich, dass sich die Zuzügler durch ihre Siedlung schleichen, um dem Stau auf der Hauptverkehrsachse zu entgehen. Um dem vorzubeugen, hat die Stadt schon 2014 jene Straßen, die von der Cosima- zur Effnerstraße führen, für den Durchgangsverkehr sperren lassen, die Wahnfriedallee in eine Sackgasse umgebaut und den östlichen Zipfel der Lohengrinstraße zur Einbahnstraße deklariert.

Dieser Weg ist also dicht, dafür wird die Cosimastraße noch stärker belastet. Aber das ist nach Stupkas Auffassung machbar: "Das Konzept ist darauf ausgelegt, dass es funktioniert", sagte er. Denn in der Realität werde es weniger zusätzlichen Verkehr geben als in einem Gutachten prognostiziert. Stupka zufolge arbeitet das Konsortium an einem Mobilitätsangebot mit Carsharing, flexibel vermietbaren Tiefgaragenplätzen und Fahrradverleih. Stupka: "Damit der Plan aufgeht, braucht es jedoch leistungsfähige öffentliche Verkehrsmittel."

Damit war ein Aspekt identifiziert, der zum Problem werden könnte - denn außer der Trambahn gibt es derzeit kaum schnelle Verbindungen in die Innenstadt. "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es wird, wenn alle versuchen, die Tram zu stürmen", bemerkte ein Besucher. Er spielte damit darauf an, dass die Linien 16 und 18 nach St. Emmeram schon jetzt ziemlich ausgelastet sind. Als Lösungsvorschläge brachte zuletzt die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) einen dichteren Takt sowie längere Fahrzeuge ins Gespräch.

Auch von der Höhe der Bauten an der Cosimastraße sind viele Anwohner nicht begeistert: Viergeschossig zuzüglich Dachgeschoss, an einigen Stellen sechs Etagen hoch, sollen die Häuser der Wohnungsbaugesellschaft Gewofag werden. "Wir haben nur zwei Stockwerke", monierte der Bewohner eines Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Verkehrslärm werde von den Fassaden zurückgeworfen.

Konsortiumsvertreter Stupka konnte indes auch Positives vermelden: Die Plätze an den sechs Kindertagesstätten sollen nicht den Bewohnern des Quartiers vorbehalten sein. Und Nachbarschaftsangebote wie Musikräume stünden prinzipiell ebenfalls auch anderen offen.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: