Oberföhring:Auf einen Streich

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Eine Jury unter Vorsitz von Markus Allmann nominiert in nur einem Durchgang gleich drei Sieger-Entwürfe für den Prinz-Eugen-Park

Von Renate Winkler-Schlang, Oberföhring

Das war effizient: Anstatt drei Wettbewerbe für drei Baulose im künftigen Prinz-Eugen-Park nacheinander auszuloben und zu betreuen, hat die städtische Wohnbaugenossenschaft Gewofag sie gemeinsam, sozusagen in einem Aufwasch, ausgeschrieben und organisiert - mit nur einer Jury, mit nur einem gemeinsamen Präsentationstermin der drei ersten Preise. Auf dem Gelände der ehemaligen Pionierkaserne, auf dem einmal in rund 1800 Wohnungen etwa 4500 Menschen leben werden, soll die Gewofag insgesamt 680 Wohnungen bauen. In den drei Wettbewerben ging es um 460 Wohnungen, den Rest wird die Gewofag innerhalb der im Süden des Areals geplanten "ökologischen Mustersiedlung" bauen.

Gewofag-Geschäftsführer Claus Michael Dengler zeigte sich begeistert von den Ergebnissen des Wettbewerbs: "Ich habe ein gutes Gefühl." Aus der Prinz-Eugen-Kaserne sei im "Vermarktungsdeutsch" der Prinz-Eugen-Park geworden, doch hier sei der neue Name wirklich mit einer Aussage verbunden. Innerhalb grüner Freiräume soll bezahlbarer Wohnraum in verschiedenen Fördermodellen entstehen - "keine Bogenhauser Mietpreise", versprach Dengler. Gleichwohl solle es attraktiver Wohnraum sein, barrierefrei bis hin zur Abstellmöglichkeit und außerdem dem Gedanken der Inklusion verpflichtet: Die Pfennigparade werde dort zwei rollstuhlgerechte Wohngruppen für Jugendliche und für junge Erwachsene betreiben. Und: Es werde wieder "Wohnen im Viertel" geben, denn dieses Programm der Unterstützung alter Menschen in den eigenen vier Wänden habe sich bewährt als Alternative zum Alten- oder Pflegeheim. Auch ein Bewohnertreff und Kindertagesstätten mussten integriert werden in die Pläne. SPD-Stadtrat Christian Amlong betonte die angestrebte Vielfalt im neuen Quartier, für das es früh auch einen Bürgerworkshop gegeben habe: "Wir wollten das nicht reinpflanzen wie ein Raumschiff, das hier landet."

Dem Standort angemessen: Dieses Jury-Lob gilt für alle Sieger. (Foto: Gewofag)

Mitgemacht haben insgesamt 36 Architektenbüros, manche hatten für alle drei Baulose Entwürfe eingereicht. Markus Allmann, Vorsitzender der Jury, führte die Vielzahl auf die Gewofag als einen Bauherrn zurück, der sich seinen Preisträgern noch verpflichtet fühle und nicht, wie manch anderer, das Votum seiner Jury missachte. Die Juroren hätten die Wahl gehabt zwischen durchweg gut ausgearbeiteten Entwürfen; es sei keineswegs so gewesen, dass man krampfhaft nach einem Sieger habe suchen müssen, vielmehr sei es nicht ganz leicht gewesen, sich unter den Guten für die Allerbesten zu entscheiden. Die Jury habe vor allem auf die "Haltung" geachtet, die den Entwürfen zugrunde lag. Fürs Viertel sei Pluralität gewünscht, jeder einzelne Entwurf müsse jedoch einen klaren Charakter haben.

Für das erste Baulos, ganz im Norden und leicht zurückgesetzt an der Cosimastraße, hatte laut Jury das Wiener Büro AllesWirdGut mit den Kölner Landschaftsarchitekten Club L94 den besten Plan eingereicht. Eine straffe Ordnung "fast wie ein Regal" sei hier die Grundlage, doch die Füllungen innerhalb des Rasters seien sehr divers. Zudem habe der Entwurf Grünräume in die Häuser integriert, von diesen "Kommunikationszonen" aus sei eine facettenreiche Erschließung möglich.

Das Büro "AllesWirdGut" plant im Norden an der Cosimastraße, eine Arbeitsgemeinschaft am zentralen Platz. (Foto: privat)

Los Zwei besteht aus einem Baufeld direkt angrenzend an der Cosimastraße und einem weiteren, das an den künftigen Maria-Nindl-Platz angrenzt. Das Münchner Büro Fink + Jocher Architekten mit den Münchner Landschaftsarchitekten HinnenthalSchaar bekam hierfür den ersten Preis zugesprochen. Hier lobte Allmann die große Präzision und Klarheit der Entwürfe, die nur auf den ersten Blick konventionell wirkten, bei näherem Hinsehen aber sehr "fein und subtil" und obendrein sehr städtisch seien - was an dieser großen Straße gewollt sei.

Der dritte Sieger, eine Arbeitsgemeinschaft der Büros Maier Neuberger Architekten und Laux Architekten mit terra.nove Landschaftsarchitekten, alle aus München, hatte als einziger einen Bauraum, in dem es nicht vorrangig um Schallschutz ging, denn er liegt direkt im Herzen der neuen Siedlung. Das Motiv der "Schublade", in der im Erdgeschoss die Kita untergebracht sei, habe dieser Preisträger auf die oberen Stockwerke übertragen. Das schaffe identitätsstiftende Plastizität, so Allmann: "Die haben alle ihre Hausaufgaben gemacht."

Die Gewofag werde auf der 30 Hektar großen Fläche der alten Pionierkaserne Pionier sein, so Dengler, bereits 2017 sei Baubeginn. Investiert werden im Wettbewerbsgebiet rund 140 Millionen Euro.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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