Nymphenburg:Verwelkte Blütenträume

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Bayerische Schlösserverwaltung lehnt Neu-Bepflanzung des Geranienhauses mit Blauregen aus historischen Gründen ab

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Auf den Anblick üppig blühender, blauer Blütendolden, die den Eingang des Geranienhauses umranken, werden Spaziergänger im Nymphenburger Schlosspark definitiv verzichten müssen. Auch ein mit großer Mehrheit verabschiedeter Antrag in der Neuhauser Bürgerversammlung im vergangenen November, die Stadt möge sich für die Wiederanpflanzung des Blauregens einsetzen, ändert daran nichts mehr. Das Baureferat schloss sich ohne weitere Worte einer ablehnenden Stellungnahme der Bayerischen Schlösserverwaltung an, die für die Parkanlage zuständig ist. Die Stellungnahme ist genau dieselbe, die Bernd Schreiber, Präsident der Schlösserverwaltung, schon im vergangenen Jahr Catherine Jennings zukommen ließ. Die Nymphenburgerin setzt sich leidenschaftlich für eine Neuanpflanzung von "Wisteria sinensis" ein, wie der botanische Name des Chinesischen Blauregens lautet. Sie hat dazu sogar die Bürgerbewegung "Der Blaue Regen" ins Leben gerufen und zu guter Letzt nun versucht, Unterstützung über die Bürgerversammlung zu gewinnen.

Der Blauregen wurde im Frühjahr 2015, vor einer Fassadensanierung am Geranienhaus, entfernt. Catherine Jennings vermisst aber nicht nur seine Schönheit, sondern argumentiert auch, es handle sich um eine historische Anpflanzung. Dem widerspricht Schlösser-Präsident Schreiber: Der Blauregen sei am Geranienhaus erst im 20. Jahrhundert gepflanzt worden. Friedrich Ludwig von Sckell, der das Glashaus 1821 für die Zucht von exotischen Zierpflanzen errichtete, habe auf klare, klassizistische Architektur Wert gelegt. Auf Plänen aus jener Zeit sei dokumentiert, dass an und auch vor den Gewächshäusern keine Pflanzendekoration vorgesehen gewesen sei. Mit der Orientierung an Sckell werde die Schlösserverwaltung ihrem "denkmalpflegerischen Auftrag" gerecht. Überdies habe der Blauregen mit seiner "enormen Wuchs- und Schlingkraft" erhebliche Schäden an der Fassade des Geranienhauses angerichtet und hätte dies auch weiterhin getan.

Zu einer weiteren Forderung in dem Antrag aus der Neuhauser Bürgerversammlung im November, der "Wiederbelebung der historischen Pflanzensammlung in den Ziergärten und Gewächshäusern", konstatiert die Schlösserverwaltung, sie sei kontinuierlich um die Attraktivität des Gartens bemüht. Als Beispiele nennt sie die historische Kübelpflanzensammlung im Eisernen Haus, die Pelargonien-Ausstellung im Geranienhaus sowie die "Aufwertung des Geranienhaus-Umfeldes" im Jahr 2016.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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