Nymphenburg:Leerstand beendet

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Nach langem Hin und Her sollen im Herbst die ersten Bewohner ins Flexi-Heim an der Wotanstraße einziehen

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Geschmeidig gelaufen ist bei dieser Häutung eines Büroklotzes zu einem sogenannten Flexi-Heim für anerkannte Flüchtlingsfamilien sowie wohnungslose Familien von Anfang an nichts. Nun neigt sich der Umbau aber dem Ende zu, im September/Oktober sollen die Bewohner an der Wotanstraße 88 einziehen. Betrieb und Betreuung der Unterkunft wollte die Stadt in die Hand eines Trägers der freien Wohlfahrtspflege legen. Doch aufgrund von "schwierigen stadtinternen Abstimmungen", so ist den Sitzungsunterlagen für den Feriensenat des Stadtrats zu entnehmen, habe das Auswahlverfahren für die Trägerschaft nicht planmäßig laufen können. Der Feriensenat hat deshalb vor einigen Tagen das Ruder herumgerissen, trennte Betrieb und Betreuung zunächst und schichtete auch die finanziellen Mittel um. Den Betrieb und damit auch eine schnelle Belegung der 250 Bettplätze übernimmt nun für drei Jahre erst einmal das städtische Amt für Wohnen und Migration - "um Leerstand zu vermeiden".

Noch mehr Leerstand, müsste es präziser heißen. Denn leergestanden hat das achtstöckige ehemalige Bürogebäude nahe dem Romanplatz lange genug. Es wurde im November 2015 vom Kommunalreferat angemietet, um dort eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge einzurichten. Die erwies sich schnell als nicht mehr nötig, weil die Zahl ankommender Flüchtlinge auch in München aufgrund immer mehr versperrter Grenzen in Europa stark zurückging. Außerdem gab es größere Probleme mit dem Brandschutz. Eine Weile tat sich nichts, dann plante das Sozialreferat um: Wohnungslose Familien und Flüchtlingsfamilien sollten dort in 49 Apartments verschiedener Größe eine Bleibe finden - im Idealfall nur vorübergehend, bis die Menschen auf dem Wohnungsmarkt etwas gefunden haben. Insgesamt 5000 solcher dringend benötigten Bettplätze sollen bis 2025 in Flexi-Heimen übers Stadtgebiet verteilt geschaffen werden; die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, Obdachlose oder Menschen, die obdachlos zu werden drohen, unterzubringen.

Der Stillstand an der Wotanstraße 88 bei einer Monatsmiete von - so drang es aus dem Rathaus - 100 000 Euro, die hohen Umbaukosten von zehn Millionen Euro, eine vertragliche, weitere zwei Millionen verschlingende Verpflichtung zum Rückbau in Büroräume nach Ablauf des Mietvertrages, der ursprünglich nur bis 2030 geschlossen war und damit das Heim nur für elf Jahre nutzbar gemacht hätte, ließen das Objekt zwischendurch zum politischen Zankapfel werden. Weil dann mit dem Eigentümer des Gebäudes eine Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2045 erreicht werden konnte, stimmte schließlich auch die empörte CSU im Stadtrat dem Flexi-Heim zu.

Kümmern wird sich um die Menschen im neuen Flexi-Heim zunächst der Katholische Männerfürsorgeverein (KMFV). Dafür werden knapp elf Sozialpädagogen und Erzieher zur Verfügung stehen. Der KMFV, hieß es, bringe jahrzehntelange Erfahrung mit der Betreuung und Begleitung wohnungsloser Menschen und der Führung sogenannter Clearing-Häuser mit. Nach drei Jahren allerdings soll es eine Ausschreibung geben, wer die Führung des Hauses und die Betreuung bis zum Auslaufen des Mietvertrags im Jahr 2045 übernimmt.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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