Nymphenburg:Der Startschuss fällt

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Die Stadt legt ein Sonderförderprogramm für den Sporthallenbau von Vereinen auf, mit dem der Platzmangel zumindest gelindert werden soll. Als erster wird der ESV in Nymphenburg davon profitieren

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Das Überschäumende ist nicht seine Art, aber immerhin entlockt die gute Nachricht aus dem Sportausschuss des Stadtrates Ansgar Ruggaber, dem Präsidenten des ESV München, den Satz: "Es herrscht große Begeisterung bei uns." Die Stadt legt ein Sonderförderprogramm für den Sporthallenbau von Vereinen auf, mit dem der Mangel an Doppel- und Dreifachhallen in München zumindest gelindert werden soll. Profitieren davon wird als erster großer Sportverein der ESV, der auf seinem Sportgelände an der Margarethe-Danzi-Straße in Nymphenburg eine Vierfachhalle errichten will.

Seit 2008 werden bei Sanierungen, Erweiterungen oder Neubauten von Schulen die Sportanlagen so gestaltet, dass auch Vereinssportler dort unterschlüpfen können. Dadurch erhöhte sich nach Angaben des Referates für Bildung und Sport (RBS) die Zahl der Halleneinheiten von 577 auf 644. Weitere 30 Sporthallen, darunter zahlreiche Dreifachhallen, sollen bis 2030 entstehen, so steht es im Aktionsprogramm für den Schul- und Kindertagesstätten-Bau. Und doch reicht es nicht: München wächst, die Menschen strömen in Sportvereine, in manchen Stadtvierteln ist die Hallenkapazität immer noch zu gering, um den Bedarf von Vereinen oder anderen Sportgruppen zu decken.

Akrobatischer Moment: Zu den Höhepunkten des ESV-Vereinslebens gehören die Turn- und die Sportgala, bei denen es circensisch zugeht. (Foto: privat)

Auch in der Dreifachhalle und den vier Sälen des ESV geht es eng zu. 7000 Mitglieder und viele Schulkinder konkurrieren um Zeiten auf der Matte oder an den Geräten. Von Herbst 2016 an wird sich die Lage noch verschärfen, dann eröffnet neben dem Vereinsgelände ein Sonderpädagogisches Förderzentrum mit angeschlossener Heilpädagogischer Tagesstätte, das ebenfalls umfangreiche Belegungsrechte in den ESV-Räumen hat. Der Verein plant deshalb einen Anbau auf seinem Allwetterplatz - eine Vierfachhalle, unterteilt in sechs kleinere Einheiten für Kampfsport, Turnen, Badminton, Zumba und dergleichen.

Nach den üblichen Sportförderrichtlinien der Stadt müsste er für den nach grober Schätzung zehn Millionen Euro teuren Bau 30 Prozent der Kosten selbst aufbringen, zehn Prozent in bar oder durch Spenden, den Rest durch einen Kredit, den die Banken aber mangels Sicherheit nicht gewähren wollen. Nicht nur für den ESV ist es schwierig bis unmöglich, ein so großes Vorhaben finanziell zu stemmen. In den vergangenen zehn Jahren, darauf weist das RBS hin, haben in München nur zwei Vereine, der TSV Solln und der SVN München, größere Hallen gebaut.

Früh übt sich: Auch die Kleinen sind bei den Galas mit von der Partie. (Foto: privat)

Eine Einzelfall-Förderung für den Nymphenburger Verein kam dennoch nicht in Frage, befand die Verwaltung wegen des Gleichbehandlungsgebotes. Deshalb wurde nun, angestoßen auch von einem Antrag der SPD, neue Förderbedingungen zu prüfen, das auf fünf Jahre befristete Sonderprogramm aufgestellt. Vereine, die mindestens 2000 Mitglieder und zehn Abteilungen sowie ein Grundstück in Erbpacht (nicht unbedingt von der Stadt) haben, müssen beim Bau einer Doppel- oder Dreifachhalle nurmehr zehn Prozent Eigenkapital aufbringen. Die Stadt gibt 30 Prozent Zuschuss sowie 30 Prozent als zinsloses Darlehen. Der Rest kommt über den Bayerischen Landessportverband vom Freistaat. Mit diesem Modell der Unterstützung, haben die Fachleute ausgerechnet, fährt die Stadt ganz gut. Ein Hallenbau in der Regie von Vereinen sei schneller, kostengünstiger, entlaste also den städtischen Haushalt - und sei "eine große Chance", um neue Sportstätten zu schaffen, heißt es in den Sitzungsunterlagen. 7,7 Millionen Euro stehen im Jahr 2016 für das Sonderprogramm zur Verfügung. Das Referat für Bildung und Sport geht davon aus, dass etwa ein halbes Dutzend Sportvereine in München die Kriterien erfüllt und auch die Flächen für einen Neubau hat. Das Projekt des ESV München ist bisher das einzige konkrete.

Man müsse selbstverständlich noch abwarten, ob der Stadtrat am 16. Dezember den im Sportausschuss einstimmig gefassten Beschluss bestätigt, sagt ESV-Vorsitzender Ruggaber vorsichtig: "Dann können wir Vollgas geben und den Bauantrag fertigstellen." Ziel sei, im Sommer 2016 mit dem Anbau zu beginnen und ihn im Herbst 2017 in Betrieb zu nehmen, wenn das neue Schuljahr beginnt und auch die Sportler vom Freien in die Hallen wechseln. Für das kommende Jahr zeichnet sich eine Übergangslösung ab. Das Förderzentrum, berichtet Ruggaber, werde nicht auf alle Belegungsstunden bestehen, auf die es Anspruch hat: "Und wir werden noch einmal nachverdichten, wo's geht, vor allem im Fitnessstudio." Damit könne man Mitglieder halten, sogar neue aufnehmen - "und wir sind im sicheren Fahrwasser".

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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