Nymphenburg:Alle unter einem Dach

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Schaut her: Die Architekten Jörg Siegert und Markus Stenger stellten zusammen mit dem ESV-Vorstand Ansgar Ruggaber (von links) das Hallen-Modell vor. (Foto: Florian Peljak)

Der ESV München beginnt im Frühjahr mit dem Bau einer multifunktionalen Halle für zahlreiche Indoor-Sportarten. Die Kosten werden auf 11,3 Millionen Euro geschätzt, die Eröffnung ist für den Herbst 2018 vorgesehen

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Mit einem Hallenneubau auf dem Allwetterplatz seines Sportparks wird der ESV München seine Indoor-Sportflächen verdoppeln; die Baugenehmigung liegt nun vor. Da aber das Genehmigungsverfahren elf Monate gedauert hat, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis der Verein seine neuen Räume einweihen kann. Eigentlich hatte der Vorstand gehofft, schon in diesem Sommer mit den Bauarbeiten beginnen zu können.

Mit dem doppelstöckigen Bau aus Betonfertigteilen, 37 Meter breit und 57 Meter lang, gewinnt der ESV, der bereits eine Dreifachhalle, vier Sportsäle und Außenanlagen unter anderem für Fußball, Feldhockey und Beachvolleyball hat, weitere 2600 Quadratmeter Fläche dazu. Anstatt eine klassische Drei- oder Vierfachhalle hinzustellen, hat das Architekturbüro Stenger 2 aus dem Westend dem Sportverein ein genau auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Gebäude entworfen: sechs kleinere Einheiten, ideal zum Beispiel für Yoga, Pilates oder Zumba, die sich bei Bedarf sogar weiter in acht Einheiten unterteilen lassen.

Die Kampfsportler sind im Untergeschoss untergebracht; die Cheerleader-Gruppe, die mit ihren Menschenpyramiden Luft nach oben braucht, erhält einen neun Meter hohen Raum. In einigen Sälen, erzählt ESV-Präsident Ansgar Ruggaber begeistert, können auch die Geräte stehenbleiben: "Man braucht also nichts mehr aufbauen, sondern kann sofort loslegen".

Der zweitgrößte Breitensportverein Münchens ist längst an der Kapazitätsgrenze angelangt. Seit er vor zehn Jahren von der Wotanstraße an die Margarethe-Danzi-Straße umzog, ist die Zahl der Mitglieder von 2000 auf fast 7500 kontinuierlich gestiegen. Dazu kommen viele Schulkinder, die dort ihren Sportunterricht haben. "Wir haben Rundumbelegung von 6 bis 23 Uhr", sagt Ansgar Ruggaber, in vielen der 26 Abteilungen könne man keine neuen Mitglieder mehr aufnehmen. Vor einem Jahr etwa haben die Basketballer sogar den Verein verlassen, weil sie nicht mehr Trainingszeit bekommen konnten. Man wolle auf jeden Fall verhindern, dass weitere Mitglieder aus Frustration gehen.

Ohne das Sonderförderprogramm für den Sporthallenbau von Vereinen mit mehr als 2000 Mitgliedern, das der Stadtrat im Dezember 2015 aufgelegt hat, wäre die ehrgeizige Erweiterung für den ESV allerdings niemals zu stemmen gewesen; nach den gültigen Sportförderrichtlinien wären 30 oder sogar 40 Prozent der Kosten bei ihm hängengeblieben. Nun gibt die Stadt zusätzlich zu ihrem 30-prozentigen Zuschuss auch für 30 Prozent der Gesamtkosten ein zinsloses Darlehen; 15 Prozent steuert der Freistaat bei. Auf 11,3 Millionen Euro werden die Kosten für die neue Halle geschätzt, "wir würden es aber gerne mit zehn Millionen hinkriegen", merkt Ruggaber an.

Laut Michael Asbeck vom städtischen Referat für Bildung und Sport haben mittlerweile sechs weitere große Sportvereine - darunter der TSV München Ost, der SV 1880 München, der TSV Großhadern und der SV Laim - Interesse an einem Hallenbau in Eigenregie nach den Konditionen des auf fünf Jahre befristeten Sonderförderprogramms bekundet. Mit eben dieser Größenordnung hatte das Referat gerechnet, "entscheidungsreif" sei aber noch keines dieser Vorhaben. Der Stadt ist die Initiative der Vereine angesichts fehlender Hallenkapazitäten höchst willkommen.

Laut Asbeck hat sie zwar in den vergangenen sieben, acht Jahren knapp 70 Halleneinheiten gebaut, als Einfach-, Zweifach- oder Dreifachhallen, zudem sieht das Schulbauprogramm 30 weitere Hallen vor - "doch auch das wird nicht reichen, wenn man sich die Prognosen für Münchens Wachstum anschaut", räumt Asbeck ein.

Im ESV-Sportpark sollen die Arbeiten im Frühjahr 2017 beginnen. Für die Anwohner in Nymphenburg-Süd und die Schulkinder dort bedeutet das erneut eine große Baustelle mit etwa einem Dreivierteljahr Schwerlast-Verkehr durch die Margarethe-Danzi-Straße; vor wenigen Monaten erst ist dort der Bau des Mathilde-Eller-Förderzentrums fertig geworden. "Anders geht es leider nicht", erklärt Architekt Markus Stenger. Er habe ursprünglich den Baustellenverkehr über den Weg entlang der Bahngleise abwickeln wollen: "Das ist uns aber untersagt worden, weil dort im Grünstreifen vier Zauneidechsen gezählt worden sind."

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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