Nora Tschirner in München:Orientierung verzweifelt gesucht

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"Planen oder treiben lassen?": Die rotzfreche Nora Tschirner diskutiert im Atomic Café mit den beiden Neon-Chefredakteuren über die Fragen des Lebens.

Beate Wild

Wo finde ich die große Liebe? Soll ich meinen öden Job kündigen und lieber auf Weltreise gehen? Muss ich ständig fettarme Milch trinken, um meine Bikinifigur zu halten? Fragen über Fragen, die junge Leute im Alter zwischen 20 und 35 Jahren quälen. Um Antworten darauf zu finden, sind sie am Montagabend ins Münchner Atomic Café gekommen.

Diskutierte in München mit denNeon-Chefs über die Frage "Planen oder treiben lassen?": Schauspielerin Nora Tschirner. (Foto: Foto: Getty)

Der kleine Klub ist voll bis unters Dach. Tipps für das eigene Leben benötigen anscheinend viele junge Münchner. Schauspielerin Nora Tschirner, die gerade mit Til Schweiger den Film "Zweiohrküken", den Nachfolger von "Keinohrhasen" dreht, ist extra nach München gereist, um mit den beiden Neon-Chefredakteuren Michael Ebert und Timm Klotzek die wichtigen Fragen des Lebens zu diskutieren. Die beiden Journalisten haben es sich zur Aufgabe gemacht, einer ganzen Generation Orientierungshilfe zu geben. Kürzlich ist ihr 272 Seiten starkes Ratgeberbuch "Planen oder treiben lassen?" erschienen.

Die große Grundsatzfrage der "Generation Neon" sei doch, sagt Klotzek, ob man sein Leben bis ins kleinste Detail planen und nichts dem Zufall überlassen oder sich lieber "locker machen" soll. Die 28-jährige Tschirner sei eine Repräsentantin dieser Generation und deshalb kompetent, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Die Präsentation des Buchs ist nicht als klassische Lesung angesetzt, sondern soll eine lockere Gesprächsrunde zwischen den Autoren, Tschirner und dem Publikum werden. Das Resultat ist jedoch größtenteils eine Interviewsituation, in der Ebert und Klotzek in bester Chefredakteursmanier die Schauspielerin über ihr Leben ausquetschen.

Ob sie oft mit ihrem Lebensgefährten streite, von wem sie Ratschläge annehme, ob ihre Eltern mit ihrer Karriere zufrieden seien und ob sie sich vorstellen könne, sich in einen Mann zu verlieben, der mit 28 Jahren noch zu Hause bei Muttern wohnt, wird da gefragt.

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Der Schauspielerin, sonst gar nicht auf den Mund gefallen, sind einige Fragen sichtlich unangenehm. Doch ganz Rampensau überspielt Tschirner ihre Verlegenheit und kontert frech und mit viel Wortwitz. Sie sagt Sätze wie "Ich bin keine Business-Bitch" und antwortet auf die Frage "Sex ohne Liebe, geht das?" einfach mit einem prägnanten "Ja klar!"

Und während sich das Publikum im überfüllten Atomic Café bei Sauna-Temperaturen die Füße in den Bauch steht, finden sich während der eineinhalbstündigen Lesung keine Antworten auf die Probleme der jungen Erwachsenen. Neon stellt eben gerne Fragen in den Raum, ohne sie wirklich zu beantworten. Das kennt man schon von den Monatsheften und das ist bei der aktuellen Lebenshilfe-Fibel leider auch nicht anders. Das Glanzlicht des Abends ist Nora Tschirner, die die zeitweilige Substanzlosigkeit mit ihrer sympathischen und witzigen Art auffängt.

Am Ende des Abends gehen viele Zuhörer enttäuscht nach Hause. "Nora war super", sagt einer, "aber der Rest etwas trocken und oberlehrerhaft." Und so ist das Resümee, dass man Antworten auf wichtige Lebensentscheidungen nicht in einem Buch und schon gleich gar nicht bei einem Bier im Atomic Café finden kann.

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