New York:Schmutzige Diamanten

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(Foto: AP)

Das Subway-Netz ist riesig, es gibt heute 472 Stationen, Millionen Menschen nutzen die Subway jeden Tag

Von Christian Zaschke

Die Autorin Fran Lebowitz merkte im Gespräch mit dem Regisseur Martin Scorsese einmal an, dass die New Yorker U-Bahn so voller Keime sei, dass sie einen Diamanten, so er in der Subway auf den Boden falle, ebendort liegen ließe, aus Angst, sich fürchterliche Krankheiten einzufangen. Lebowitz fasst in der Subway grundsätzlich nichts an und vertritt die These, dass Menschen, die das tatsächlich tun, entweder elendig zugrunde gehen oder gegen sämtliche Krankheitserreger der Welt immun sind. Das ist vielleicht ein kleines bisschen übertrieben, aber was stimmt: Sauber war die New Yorker U-Bahn wirklich nicht. Bis die Pandemie kam.

Seit die Subway am 27. Oktober 1904 den Betrieb aufnahm, fuhren die Züge 24 Stunden am Tag. Das Netz ist riesig, es gibt heute 472 Stationen, Millionen und Abermillionen von Menschen nutzen die Subway jeden Tag. Laut der Betreiberfirma MTA stammt der Rekord von einem Septembertag im Jahr 2014, an dem mehr als sechs Millionen Menschen im System unterwegs waren. Zu Stoßzeiten fährt nur, wer wirklich keine andere Wahl hat, es ist eine Mischung aus ungewollter Nähe, ungewolltem Geruch und Platzangst.

Im Mai 2020 stoppte die Stadt der Pandemie wegen den 24-Stunden-Service, um die Züge zwischen ein Uhr und fünf Uhr nachts zu säubern und zu desinfizierten. Wer dann morgens in der Subway unterwegs war, erlebte ein Wunder: Leere Züge zur Rush Hour, in der Luft der Geruch nicht von Schweiß, sondern von Reinigungsmitteln, und von den frisch gewischten Böden hätte man jeden verlorenen Diamanten ohne Zögern aufgelesen.

Mittlerweile fahren die Züge wieder 24 Stunden am Tag, und auch sonst ist alles, man muss trotz allem sagen, zum Glück fast wie früher.

© SZ vom 18.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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