Neuried:Weniger Holz, mehr Kohle

Lesezeit: 2 min

Einsatz von Beton verteuert den Bau der Schule

Von Johannes Korsche, Neuried

Vor allem die CSU-Fraktion hatte da noch ein paar Nachfragen zum Ersatzbau der Schule hinter dem Bauamt: Wie konnte es passieren, dass nun so wenig Holz beim Neubau zum Einsatz kommt, obwohl die Gemeinderäte doch für eine Hybrid-Bauweise votiert hatten, also den Einsatz von Holz und Beton. Und warum wurde diese in ihren Augen "grundsätzliche Änderung der Bauausführung" erst im Februar offenbar, als die Gemeinderäte die aktualisierten Pläne sahen. Um das zu klären, kam Architekt Peter Oppenheimer vom Architekturbüro G+O in den Bauausschuss. Die Gründe in Kürze: Brandschutz und Budget. Im Anschluss diskutierten die Gemeinderäte, wie sich künftig vermeiden ließe, dass man bei der Planung die "Zielsetzung aus den Augen verliert", wie der Dritte Bürgermeister Dieter Maier (Grüne) sagte.

Denn ihre neue Schule hatten sich die Gemeinderäte als ein nachhaltiges, umweltfreundliches Gebäude vorgestellt. Stahlbeton sollte nur dort verbaut werden, wo es unbedingt erforderlich sei. Im Laufe der Planung trafen die Gemeinderäte aber zwei weitere Entscheidungen, die dazu geführt hätten, dass nun ein Betonhaus mit Holzfassade herauskam, sagte Oppenheimer. Zunächst stockten die Gemeinderäte von drei auf vier Geschosse auf. So bekam die Musikschule ihre eigene Etage. Doch eine weitere Folge des zusätzlichen Stockwerks ist, dass die Schule nun in eine höhere Brandschutzklasse rutscht. Das Gebäude muss wegen des vierten Stockwerks im Brandfall 60 Minuten halten, erklärte Oppenheimer. "Das ist für den Holzbau ein Problem." Bauteile aus Holz hätten verkleidet werden müssen, mit wenig nachhaltigen Materialien. Zudem, so Oppenheimer, hätte die Schule damit "etwa 15 Prozent mehr" gekostet.

Das führt zur zweiten Entscheidung der Gemeinderäte: Sie legten eine Budgetobergrenze von acht Millionen Euro fest. Eine erste Kostenschätzung hatte ergeben, dass eine Schule aus Holz knapp zehn Millionen Euro kosten würde. Daher habe man die Kosten im Blick behalten müssen, betonte Oppenheimer. Auf Biegen und Brechen einen Holzbau zu realisieren, "stand in keiner Weise dafür".

Das sei "nachvollziehbar", antwortete Marianne Hellhuber (CSU). Allerdings erkläre das nicht, dass diese Informationen die Gemeinderäte nicht erreicht haben. "Es gab nicht diesen einen Tag", an dem sich der Plan plötzlich geändert habe, versicherte Bauamtsleiter Andreas Braun. Viel eher seien es "kleine Entscheidungen" gewesen, die Stück für Stück mehr Beton im Haus erfordert hätten. Zudem sei er nach wie vor nicht der Meinung, dass die Planung "komplett von den Beschlüssen abgewichen ist, denn für mich hat es immer die Holzoptik gehabt", betonte er. Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) gab noch zu bedenken, dass die Mehrzahl jener kleinen Entscheidungen letztlich im Februar und März getroffen wurden. Die "Informationen sind wegen Corona spärlich geflossen. Das war so", räumte er ein.

Damit die Gemeinderäte künftig auf dem aktuellen Stand bleiben, sollen die Protokolle der Treffen zwischen Architekturbüro und Gemeindevertretern an alle Gemeinderäte geschickt werden. Außerdem ist nun vorgesehen, in den Sitzungen des Bauausschusses Zeit für Rückfragen einzuplanen.

© SZ vom 27.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: