Neuried:Unüberhörbares Signal aus Brüssel

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Aufgrund einer EU-Richtlinie muss die Würmtal-Gemeinde einen Lärmaktionsplan aufstellen

Von annette jäger, Neuried

Die Gemeinde Neuried muss sich mit der Lärmbelastung in der Kommune auseinandersetzen. Das gibt eine EU-Richtlinie vor. Im Fokus stehen die Planegger Straße/Forstenrieder Straße, auf der mehr als 8200 Fahrzeuge täglich fahren, und die Umgehungsstraße M 4 mit mehr als 9000 Fahrzeugen am Tag. Die Verkehrslage auf beiden Straßen zwingt die Gemeinde dazu, einen sogenannten Lärmaktionsplan aufzustellen. Mit dem Plan sollen unter Beteiligung der Bürger Maßnahmen erarbeitet werden, wie der Lärm reduziert werden kann.

Die Gemeinde hat noch eine dritte Straße in die Lärmuntersuchung miteinbezogen: die Gautinger Straße, die jenseits der Kreuzung in der Ortsmitte in die Münchner Straße übergeht. Die Ergebnisse der Lärmuntersuchung eines Ingenieurbüros verwundern kaum: Die Schwerpunkte der Lärmbelastung in Neuried liegen genau im Kreuzungsbereich in der Ortsmitte und an der Planegger Straße gegenüber der Grundschule zwischen sechs und sieben Uhr morgens und 18 bis 22 Uhr abends. Ein weiterer Schwerpunkt ist auf der Forstenrieder Straße an der Einmündung zur M 4 zu finden und an der Einmündung in die Gautinger Straße, etwa auf Höhe des Dialysezentrums. Anwohner in diesen Bereichen können gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Lärmbelastung davontragen, zeigte die Analyse auf, die Andrea Höcker vom Büro Möhler und Partner in Augsburg in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses präsentiert hatte.

Die Breite der Planegger beziehungsweise Forstenrieder Straße, die zudem wenig Raum für Fußgänger und Radfahrer lässt und schlecht zu überqueren ist, lädt Autofahrer ein, aufs Gas zu steigen. Würde nachts Tempo 30 gelten, wären die Anwohner gegenüber der Grundschule weniger belastet, zeigte Höcker in einer Beispielrechnung auf. Zudem würde sich eine Verkehrsinsel auf der Planegger Straße positiv auswirken. Wenn das Grundstück in der Ortsmitte erst mal bebaut ist, wird mit mehr Fußgängerverkehr zu rechnen sein. Durch eine Verkehrsinsel könnte die zerschneidende Wirkung der Staatsstraße gemildert werden, so Höcker.

Im nächsten Schritt sollen die Bürgerinnen und Bürger miteinbezogen werden und ihren persönlichen Eindruck der Lärmbelastung im Ort dokumentieren und Maßnahmen zur Reduzierung vorschlagen. Das Ganze soll digital stattfinden, beschloss der Gemeinderat. Kritisch hinterfragt wurde im Gremium die Chance, Maßnahmen aus dem Lärmaktionsplan auch umzusetzen. Höcker zitierte dazu ein Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg, aus dem hervorgeht, dass Lärmaktionspläne umzusetzen sind. "Das gibt den Plänen mehr Gewicht", so Höcker.

© SZ vom 31.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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