Neuried:Friedensofferte an Vereine

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Gemeinde stellt Bodenschutz in Mehrzweckhalle befristet sicher

Von Jürgen Wolfram, Neuried

Aufgerüttelt durch einen Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion, hat der Neurieder Gemeinderat einen schwelenden Konflikt um die künftige Nutzung der neuen Mehrzweckhalle entschärft. Stein des Anstoßes ist die Auflage, vor Veranstaltungen aller Art zur Bodenschonung eine Abdeckung auszulegen und anschließend wieder zu beseitigen. Der Kunst- und Kulturverein Neuried hatte deshalb bereits angekündigt, von April 2016 an, wenn die Halle in Betrieb genommen wird, seine Bühnenaktivitäten einzustellen. Um die Kulturfreunde, aber auch andere Vereine und die Musikschule von den unwillkommenen Zusatzaufgaben zu befreien, soll nun im ersten Betriebsjahr des Veranstaltungszentrums die Gemeinde selbst dafür Sorge tragen, dass im Bedarfsfall ein Bodenbelag aufgebracht wird.

Nach einem einstimmigen Ratsbeschluss wird die Verwaltung zugleich prüfen, welche Kosten bei diesen Arbeiten entstehen und inwieweit dafür eigenes oder fremdes Personal eingesetzt werden muss. Die Rede war von bis zu 40 Veranstaltungen im Jahr. Ob die damit verbundene pflegliche Behandlung des Hallenbodens 5000 Euro oder eher 50 000 Euro kosten wird - die diesbezüglichen Schätzungen gehen weit auseinander -, wird sich zeigen. Vergleichszahlen aus anderen Kommunen geben darüber wenig Aufschluss. Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) zeigte sich zuversichtlich, genügend Helfer zu vertretbaren Kosten zu finden. Jetzt gehe es zunächst darum, "Erfahrungen zu sammeln und den Vereinen Planungssicherheit zu geben". Die Gemeinde werde jedenfalls "unterstützend eingreifen" und dabei alle Vereine gleich behandeln, versprach Zipfel. Einig war man sich am Ratstisch, dass der bisherige Umgang mit dem heiklen Thema "nicht glücklich", weil wenig transparent und zeitgerecht gewesen sei.

Die SPD-Fraktionssprecherin Mechthild von der Mülbe hatte den Dringlichkeitsantrag mit der Notwendigkeit begründet, den Neurieder Vereinen die Unsicherheit über das künftige Procedere in der Mehrzweckhalle zu nehmen. Wenn etwa der Verein Kunst & Kultur wegen der entstandenen Irritationen und Verärgerung seine Planungen einstelle, hätte dies schmerzliche Lücken im örtlichen Veranstaltungskalender zur Folge, gab die SPD-Sprecherin zu bedenken. Dem könne man relativ problemlos ausweichen, indem das Rathaus die Pflege des Hallenbodens selbst organisiert. Die freiwillige Unterstützung durch die Vereine sei dadurch nicht ausgeschlossen. Von einer Zwangsverpflichtung allerdings wollte der Kulturverein um den Vorsitzenden Hans Hobelsberger ausdrücklich nichts wissen. Er sprach deshalb noch im Juni vom "Erschweren bis Unmöglichmachen nichtsportlicher Nutzung der Mehrzweckhalle". Dabei seien nicht die Vereine die eigentlichen Profiteure der Halle, sondern das Gemeindeleben insgesamt, so Hobelsberger damals.

Einige Vertreter von CSU und Bündnis Zukunft Neuried (BZN) näherten sich der schließlich besiegelten Lösung nur zögerlich an. Teils hielten sie die Angelegenheit nicht für so dringlich, wie von der SPD dargestellt, teils erschienen ihnen die Kosten unkalkulierbar. Auch wenn die Causa Bodenbelag nicht korrekt kommuniziert worden sei, so wisse der Kulturverein doch längst, "dass er sich keine Sorgen machen muss", sagte CSU-Fraktionschef Michael Zimmermann. Dringlich sei höchstens ein Nachdenken im Rathaus darüber, wie die Verwaltung die Sache mit dem Schutzbelag längerfristig regeln will.

Die SPD versuchte die Zweifel wegen der Kosten mit den Hinweis zu zerstreuen, in Relation zu den Baukosten der Halle von rund zehn Millionen Euro handle es sich beim Bodenschutz um "keine dramatischen Beträge". Von daher sollte sich der Gemeinderat "nicht stur stellen", wenn der Kunst- und Kulturverein glaubt, die Unterstützung des Rathaus zu brauchen, forderte ebenso die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Birgit Zipfel. Am Ende war der Boden dann doch bereitet für einen konfliktfreien Start ins neue Mehrzweckhallen-Zeitalter.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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