Neuried:Eingebremst

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Der Gemeinderat reduziert die Höhen der geplanten Bebauung auf dem ehemaligen Hettlage-Gelände in Neuried

Von Julian Raff, Neuried

Der Entwurf eines Bebauungsplans für das ehemalige Hettlage-Gelände geht leicht gestutzt in die erste öffentliche Auslegung. Wiederholt hatten die Gemeinderäte Bedenken gegen fünf- bis siebengeschossige Bauten auf dem Streifen zwischen der M 4 und der Starnberger Straße geäußert, nun reduzierten sie das Höhenlimit großteils um ein Stockwerk auf vier- bis sechs Ebenen. Planer Fritz Bauer räumte ein, dass sein Konzept in Höhe und Baudichte zuletzt ein wenig "nach oben gerutscht" war - nicht, weil er dies unbedingt wollte, vielmehr habe sich der Wunsch im Dialog mit potenziellen Investoren abgezeichnet. Außerdem seien Neben- und Erschließungsflächen größer ausgefallen, als zunächst geplant.

Die anvisierten Geschossflächen von 17 000 Quadratmetern im nördlichen Gewerbegebiet und 13 000 Quadratmetern im südlichen Wohngebiet seien also nur mit schmaleren, dafür höheren Gebäuden zu halten, so Bauer. Mit dem modifizierten Planungsauftrag erlegt die Gemeinde dem Investor wohl eine Reduzierung des Wohnungsbestandes um rund zehn Prozent auf; die ursprüngliche Marke von 200 Wohnungen dürfte nicht zu halten sein. Um je ein Stockwerk gekürzt, bleibt die Höhenstaffelung im Wohngebiet erhalten. Nach Norden zu wird das L-förmige Hauptsegment der Bebauung von zwei nun sechsgeschossigen Hochpunkten begrenzt. Dazwischen und nach Westen hin erstreckt sich ein fünfgeschossiger Riegel, der die Häuser im Süden vom Straßen- und Betriebslärm abschirmen soll. Statt fünf Vollgeschossen erhalten diese nun vier komplette und ein zurückgesetztes Terrassengeschoss.

Vor allem der Lärmschutz durch höhere Randbebauung hielt die Gemeinderäte davon ab, auch das gesamte Gewerbegebiet um ein Stockwerk auf vier Vollgeschosse zu reduzieren. Der ursprüngliche Plan sah für sämtliche Wohn- und Gewerbebauten ein Höhenlimit von 21 Metern vor; im Gewerbebau entspricht dies fünf-, bei Wohnhäusern sieben Etagen. Durch die bei Firmenbauten üblichen technischen Dachaufbauten für Entlüftung und Klimatisierung wäre ein rund 23 Meter hoher Block entstanden, der Neurieds östliches Entrée in ein "Klein-Manhattan" wandeln würde, so Mechthild von der Mülbe (SPD). Anstelle einer durchgehend 21 Meter hohen Bebauung im Gewerbeteil gibt der Plan nun auch eine Staffelung vor; Ziel ist es, das künftige Wohngebiet im Süden und das bestehende im Osten vor Gewerbelärm zu schützen. Der östliche, zur Starnberger Straße gelegene Riegel, Wunschstandort für ein Biotech-Unternehmen, kann bis zu 20 Meter hoch bleiben. Gleiches gilt für den größeren Teil der südlichen Randbebauung an der künftigen Erschließungsstraße zwischen Wohnen und Gewerbe. Die restlichen Betriebsbauten werden auf 18 Meter gestutzt, die Gebäude im Nordwesteck, an der Forstenrieder Straße und eventuell für Hotel und Gastronomie genutzt, auf 14 Meter.

Das Risiko, mit dem strengeren Kurs Investoren zu vergraulen, stufen die Gemeinderäte als gering ein. Es sei einfacher, begründeten Einzelwünschen mit Ausnahmen entgegenzukommen, als das Höhenwachstum von vornherein zu fördern, so der Ausschuss. Einen einzelnen Hochpunkt an der 20-Meter-Marke sind die Neurieder ja bereits vom leer stehenden Hettlage-Komplex her gewohnt. Ansonsten setzte das alte Gebäude Standards, die im künftigen Gewerbegebiet wohl nicht mehr zu halten sind: Das zulässige Lärmkontingent des alten Bebauungsplans sei durch den reinen Bürobetrieb und mäßigen Anfahrtsverkehr nicht annähernd ausgeschöpft worden, gab Schall-Gutachter Thomas Maly zu bedenken. Unnötigen Verkehrslärm vermeiden helfen, könnten unter anderem leicht zugängliche Fahrradstellplätze im Wohngebiet. Der Bauausschuss beschloss daher, die Hälfte der Plätze oberirdisch anzulegen. Wer dennoch ein Auto nutzt, soll dies, wo irgend möglich, unterirdisch parken. Der bisherige Stellplatzschlüssel von 0,5 Autos pro Wohnung kommt zwar Bauherren entgegen, da diese weniger Tiefgaragen planen müssen, er dürfte aber zu oberirdischem Park-Chaos führen. Der Bauausschuss drängt daher auf realistische Neuberechnung.

Die weitere Ausarbeitung und die öffentliche Beteiligung dürften nach Bauers Einschätzung noch rund ein Jahr in Anspruch nehmen. Die Umgestaltung des Hettlage- Areals könnte also frühestens im Sommer 2018 mit dem Abbruch des Bestands beginnen.

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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