Neuried:Ehre, wem Ehre gebührt

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Wenn auf dem früheren Hettlage-Gelände Neubauten stehen, müssen sie durch Straßen erschlossen werden. Die Namen dafür stehen nun fest. (Foto: Robert Haas)

Neuried benennt zwei Straßen im Neubaugebiet nach Frauen, die sich um die Gemeinde verdient gemacht haben

Von Annette Jäger, Neuried

Neue Wege, neue Namen: Der Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause die Straßen benannt, die im Zuge der Bebauung des Hettlage-Areals und des Gebiets südlich des Maxhofwegs entstehen werden. Der Ausschuss griff dabei auf eine Liste mit 24 Vorschlägen zurück. Einig waren sich die Räte schnell, mit den Straßennamen weibliche Neurieder Persönlichkeiten zu würdigen. Die Wahl fiel auf Marie Deubler und Anna Sigmund. Die dritte Straße wird Bozaunweg heißen, nach einem alten Neurieder Flurnamen.

Vorschläge für die Namensgebung gingen von Bürgern, Gemeinderäten und Mitarbeitern der Verwaltung ein. Allein zehn Vorschläge auf der Liste brachten Namen aus der Bergwelt als Straßennamen ins Spiel. Die Gemeinderäte waren sich aber einig, bei den neuen Straßen nicht mehr auf bekannte Berggipfel und Bergregionen zurückgreifen zu wollen, wie sie im angrenzenden Wohngebiet zahlreich zu finden sind, etwa mit Zugspitz- oder Karwendelstraße. Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) gab außerdem zu bedenken, dass man im neuen Gewerbegebiet innovative Firmen ansiedeln wolle. Ob diese die Adresse analog zu einem Berggipfel wünschten, wie etwa "Krottenkopfstraße", sei fraglich. Außerdem fielen alle Namen aus der Liste, bei denen es zu einer Verwechslung mit anderen Orten kommen könnte. Auf diese Gefahr wies Mechthild von der Mülbe (SPD) hin. Eine eindeutige Adresszuweisung sei vor allem für Rettungskräfte von Bedeutung. Das Gremium war sich einig, bei den neuen Straßennamen auf Personen zu setzen. Paolo Brenner (CSU) ergänzte die Vorschlagsliste in der Sitzung noch um zwei verdiente Chirurgen: Werner Klinner, ein Herzchirurg, der einige Zeit in Neuried lebte, und Walter Brendl, nach dem das Institut für Chirurgische Forschung an der Ludwig-Maximilians-Universität benannt ist. Das Gremium entschied sich aber für Frauen, vorzugsweise Neuriederinnen, denn nach ihnen ist bislang noch keine Straße benannt, wie Archivar Reinhard Lampe herausgefunden hat. Wohl aber finden sich zwölf Straßen in der Kommune, die nach männlichen Bürgern benannt sind. Die Wahl fiel schließlich auf die 1950 verstorbene Neuriederin Marie Deubler und auf die 1997 verstorbene Anna Sigmund als Namensgeberinnen der beiden neuen Straßen auf dem Hettlage-Areal. Deubler führte in Kriegsjahren akribisch Tagebuch und dokumentierte jeden Luftangriff und seine Folgen. Das Gemeindearchiv verfügt über eine Abschrift des Tagebuchs. Aus diesem geht auch hervor, dass sie eine entschiedene Regimegegnerin war. Die zweite Namensgeberin, Anna Sigmund, saß als erste Frau im Neurieder Gemeinderat, von 1960 bis 1966. Sie arbeitete zudem viele Jahre lang in der Verwaltung, an der Kasse und als Sekretärin.

Bei der Benennung der dritten Straße für das Wohngebiet südlich des Maxhofwegs sprachen sich die Gemeinderäte für den Bozaunweg aus. Der Name geht auf die historische Bezeichnung zweier Flurnamen zurück. Einst trennte der sogenannte Bannzaun die Dorfflur vom Forst, er bildete die Rodungslinie. So ein Bannzaun verlief früher entlang des Maxhofwegs. Die Neurieder Dorfbevölkerung machte daraus kurzerhand gut bayerisch die "Bozaunäcker" wie die Felder beidseits des Weges lange hießen.

© SZ vom 28.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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