Die Neugestaltung der Ortsmitte um den Rathausplatz und entlang der Gautinger Straße ist das zentrale Bauvorhaben der Gemeinde Neuried in den kommenden Jahren. Gewünscht ist der große Wurf, der zugleich Wohnen und Gewerbe in eine belebte Ortsmitte lockt, ein neues Rathaus finanziert und vor allem die Verkehrsprobleme im Zentrum löst.
Weil das alles auf einmal ein bisschen viel wird, konzentrierte sich Paul Bickelbacher (Grüne), Stadtrat in München und Stadtplaner, am Donnerstagabend bei einem Diskussionsabend von Grünen und Bündnis Zukunft Neuried auf den Verkehr. Anhand von Beispielen aus ganz Europa zeigte Bickelbacher, wie man Straßen gestalten kann, so dass nicht nur die Autofahrer glücklich sind. Anschließend diskutierten die etwa 25 Neurieder, die gekommen waren, die Ideen. Dabei wurde aber deutlich, dass die Gemeinde auf die Kooperationsbereitschaft des Freistaates angewiesen ist. Denn der ist für ein entscheidendes Puzzle-Stück zuständig: die Staatsstraße.
Zentral bei der Neugestaltung der Ortsmitte ist für den dritten Bürgermeister Dieter Maier (Grüne) der Wunsch: "Die Staatsstraße soll ruhiger werden und leichter zu überqueren sein." Derzeit haben die Neurieder die Wahl, ob sie lange an der Ampel warten oder die - trotz bunter Wände noch immer nicht besonders einladende - Unterführung benutzen.
Bickelbacher riet dazu, mit optischen Veränderungen die Autofahrer zu verlangsamen: "In einer Kirche verhalte ich mich ja auch anders als in der Diskothek." Ein Neurieder regte daher an, die Grüninsel auf Höhe der Tankstelle an der Ortseinfahrt durch ganz Neuried zu verlängern. Dafür müsste allerdings zuerst geprüft werden, ob die übrig gebliebenen Fahrspuren den Autoverkehr nicht nur bremsen, sondern auch noch bewältigen können. "Das könnte an dieser Stelle klappen", schätzte Bickelbacher die Situation ein.
Wie kompliziert es allerdings ist, auf der Staatsstraße etwas zu ändern, weiß Bürgermeister Harald Zipfel (SPD). Derzeit sei man bereits wegen zwei anderen kurzfristigen Änderungen mit dem Freistaat in Kontakt. Einerseits ist der Rechtsabbieger, der von Planegg kommend auf die Gautinger Straße führt, schon seit längerem eine Gefahrenquelle für Fahrradfahrer, die die Gemeinde gerne beseitigen würde. Dafür müsste eine Ampel versetzt werden, was bisher nicht erlaubt worden sei. Außerdem will die Gemeinde möglichst bald - einem neuen Bundesgesetz folgend - Tempo 30 vor der Grundschule an der Staatsstraße einführen. Doch auch damit muss die Gemeinde auf das Landratsamt warten.
Wesentlich unkomplizierter ist die Umgestaltung der Gautinger Straße. Hier darf der Gemeinderat unabhängig entscheiden. Eine Idee aus der österreichischen Stadt Villach hat es den Neuriedern angetan. Die Parkplätze sind dort nicht an den Rändern der Fahrbahn vorgesehen, sondern in der Mitte der Straße, zwischen den Spuren. Dort, wo ein Parkplatz nicht genutzt werde, diene der Mittelstreifen zusätzlich als Insel für Fußgänger, die die Straße überqueren wollten, so Bickelbacher. "Das wäre aber nur am Anfang der Gautinger Straße möglich", warf ein Neurieder ein. Ab dem Josef-Hunger-Weg werde die Straße dafür zu eng. Andere Neurieder waren sich nicht so sicher. Schließlich verengen derzeit Parkplätze die Straße. Diese würden bei dem vorgestellten Konzept ja versetzt werden. Einen großen Vorteil sah ein Neurieder: "Macht man Querparken, könnte man in beide Fahrtrichtungen ein- und ausparken."
Für den zweiten Bürgermeister Markus Crhak (Bündnis Zukunft Neuried) war der "Input sehr wichtig". Einen Mutmacher, den man im Hinterkopf haben sollte, hatte Paul Bickelbacher zu Beginn des Abends mitgebracht: "Die Menge an Autoverkehr auf einer Straße ist nicht gottgegeben."