Neuried:Bauprojekt sprengt alle Grenzen

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Es ist nur ein Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus - und doch symbolisiert er das ganze Dilemma, mit dem Kommunen im Münchner Umland heute konfrontiert sind: Altes wird abgerissen, Neues wird gebaut, und weil Baugrund so wertvoll ist, versuchen Architekten und Bauherren rauszuholen, was geht an Größe und Dichte. Die Gemeinde hingegen will ein Vorort bleiben, nicht mehr deutlich wachsen und die soziale Infrastruktur mit Kindergärten und Schule möglichst nicht ausweiten. Die Mitglieder des Bauausschusses haben also ein Bauvorhaben abgelehnt, das alle Maße gesprengt hätte. Hätten sie anders entschieden, hätten sie einen Präzedenzfall geschaffen, der umgehend weitere Bauanträge dieser Art nach sich gezogen hätte, so die Einschätzung im Bauamt.

Die Weinbauerstraße in Neuried ist eine beschauliche Wohnstraße mit Ein- und Zweifamilienhäusern aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Das gewachsene Wohngebiet mit zum Teil noch großen Gärten wird sich in den nächsten Jahren verändern. Wie dieser Wandel aussehen könnte, wenn es allein nach den Bauherren geht, zeigt der Bauantrag für Hausnummer 1. Dort soll ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohneinheiten und Tiefgarage entstehen. Zwei Vollgeschosse sind geplant, plus Dachgeschoss. Das Projekt weicht vom Baulinienplan aus den frühen Sechzigerjahren in Wand- und Firsthöhe, in der Grundfläche und vor allem der Geschossfläche ab. Das Gesamtvolumen des geplanten Hauses war es dann auch, dass das Neurieder Bauamt dazu veranlasste, das Vorhaben als städtebaulich nicht vertretbar einzustufen. Der Gemeinderat folgte dieser Einschätzung. "Der Bauherr soll sich an die Vorgaben halten", forderte Andreas Dorn (SPD). Das Vorhaben sei so "dermaßen überdimensioniert", es füge sich nicht in die Umgebung ein. Auch Robert Hrasky (Bündnis Zukunft Neuried/BZN) plädierte dafür, beim Bebauungsplan zu bleiben. "Was wäre das sonst für ein Signal?"

© SZ vom 19.05.2021 / jae - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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