Neuried:Auf Monate hinaus gesperrt

Lesezeit: 2 min

Außen hui, innen pfui: Die Zwischendecke der Neurieder Mehrzweckhalle weist laut Gutachter Mängel auf. (Foto: Catherina Hess)

Zunächst müssen Gutachter die Schäden in Neurieds Mehrzweckhalle dokumentieren

Von Julian Raff, Neuried

Zumindest bis September wird die Neurieder Mehrzweckhalle wohl für Schulsport, Kulturveranstaltungen und andere Nutzungen gesperrt bleiben. Eine schnelle Reparatur oder Entfernung der schadhaften Zwischendecke ist ebenso wenig in Sicht wie eine gütliche Einigung zwischen Gemeinde, Architekt und ausführender Firma. Gutachter Daniel Fischer stellte im Gemeinderat seine Befunde vor, die Anfang März zur Sperrung der Halle geführt hatten. Daraufhin beschloss das Gremium einstimmig ein zweigleisiges Vorgehen: Die Gemeinde wird zum einen Fischer und seine Kollegen mit der weiteren Dokumentation der Schäden beauftragen. Parallel dazu beantragt sie beim Landgericht ein "selbständiges Beweisverfahren". Anstatt, dass die Gutachter der Klageparteien jeweils als Zeugen gehört werden, bestellt das Gericht dabei einen eigenen Sachverständigen, dessen Expertise für beide Seiten bindend ist.

Bauamtsleiterin Dagmar Hasler hatte den Räten dieses Vorgehen wegen größerer Erfolgsaussichten empfohlen, auch wenn die Gemeinde hierfür Verzögerungen im Kauf nehmen muss. Die Untersuchungen werden so oder so umfangreich: Bislang sind Schäden an vier Revisionsklappen dokumentiert, insgesamt müssen 50 dieser Öffnungen untersucht werden, ehe die Zwischendecke ausgetauscht oder für den provisorischen Betrieb abmontiert werden kann. Während Fischer sofort die gründliche Untersuchung starten könnte, dürften bis zum ersten Besuch eines Gerichts-Gutachters sechs bis acht Wochen ins Land gehen. Mit dem Beginn der gerichtlichen Komplett-Untersuchung ist also kaum vor den Pfingstferien zu rechnen.

Mit der Alternativ-Strategie, die Schäden erst selbst begutachten zu lassen und die Decke dann, zwecks schneller Freigabe der Halle, abzunehmen, stünde die Gemeinde vor Gericht am Ende womöglich ohne Beweismittel da. An deren Aussagekraft ließ Gutachter Fischer keinen Zweifel: Die Aluminium-U-Profile des tragenden Rahmens seien nicht kraftschlüssig miteinander verbunden. Zu wenige, zu dünne und falsch platzierte Schrauben trügen Elemente, deren Gewicht mit bis zu 30 Kilo die Herstellerangaben teils um das Dreifache überträfen. Im schlimmsten Fall hält Fischer sogar einen Totalabsturz der Zwischendecke für denkbar: Die schlagartige Lastentladung einer herabfallenden Klappe könnte per "Reißverschlusseffekt" die gesamte Konstruktion mitnehmen.

Ungeachtet der Beweislage streitet die ausführende Firma bislang jede Verantwortung ab. Laut Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) hat sie sogar angekündigt, eine ausstehende Restzahlung von 130 000 Euro einzuklagen. Zu klären bleibt vor Gericht noch, wie weit der Architekt im Rahmen seiner vertraglich vereinbarten Bauherren-Rolle in der Verantwortung steht.

Eine breite Mehrheit im Rat verteidigte Verwaltung und Bürgermeister gegen den auf Facebook und in einem wieder zurückgezogenen Antrag erhobenen Vorwurf der CSU-Fraktion, wonach der Gemeinderat unzureichend und verspätet informiert worden sei. So sehr Harald Zipfel die Absage des Abends mit Gerhard Polt auch bedauert, hatten seiner Einschätzung nach zumindest die Sportler noch relativ viel Zeit, umzudisponieren, da Gutachter Fischer seine Warnung sehr schnell ausgesprochen hatte.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: