Neuried:Alles aus einem Guss

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Für die Finanzierung der Ortsmitte muss Neuried ein gemeindeeigenes Grundstück nördlich der Planegger Straße verkaufen

Von Johannes Korsche, Neuried

Die zukünftige Neurieder Ortsmitte nimmt erste Konturen an. Der Gemeinderat verabschiedete am Dienstagabend einen fraktionsübergreifenden Antrag, der die Grundlagen der Neugestaltung fixiert. Oberstes Ziel ist dabei, eine "gemeinsame Ortsmitte" zu schaffen, die die Ortsteile südlich und nördlich der Planegger Straße verbindet. Außerdem wünscht sich der Gemeinderat einen "belebten" Ortskern - damit ist festgelegt, dass auf dem in etwa 1,7 Hektar großen Areal nördlich der Planegger Straße neben Wohnungen auch Gewerbe Platz findet. Die Entscheidung des Gemeinderates ist erst "der Start in einen Prozess", betont Bürgermeister Harald Zipfel (SPD).

Wie lange es dauern wird, bis die Neurieder ihren umgestalteten Ortskern einweihen können, ist noch nicht klar. Sicher ist aber, dass die Gemeinde Grundstücke verkaufen muss, um ihr ambitioniertes Vorhaben zu finanzieren - allein das neue Rathaus könnte um die zehn Millionen Euro kosten. Dafür "muss ein Schmuckstück entstehen", sagte SPD-Fraktionsvorsitzende Mechthild von der Mülbe. Michael Zimmermann, Fraktionsvorsitzender der CSU, sieht den Gemeinderat in der Pflicht, "auf Jahrzehnte etwas Vernünftiges zu schaffen." Denn einig sind sich alle Gemeinderatsmitglieder: Die Ortsmitte muss sich verändern.

Die städtebaulichen Vorgaben der Gemeinde ergeben sich in weiten Teilen aus den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung. So schreibt der Grundsatzbeschluss vor, dass eine oberirdische Verbindung für Radfahrer und Fußgänger über die Planegger Straße geschaffen wird - wie von den Bürgern gewünscht. Bisher müssen die Neurieder in eine wenig beliebte Unterführung ausweichen, wenn sie dem Autoverkehr auf der Planegger Straße entgehen wollen.

Zudem sollen sich die Neubauten in ihrer Höhe an der Umgebung orientieren und die "Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum" erhöht werden. Vor allem durch Geschäfte und Gastronomie, denen der Gemeinderat 2500 Quadratmeter Geschossfläche zuschreibt.

Mit dem Beschluss ist auch klar, dass der Neubau der "Alten Schule" die bisherigen Pläne erweitert. Ein Prüfstatiker und ein Architekt hatten den Abriss des Gebäudes empfohlen, da eine Sanierung "aus statischen und wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar ist", berichtete Bauamtsleiterin Dagmar Hasler. Allerdings könne das Gebäude bis Ende 2019 unter halbjährlicher Überprüfung gefahrlos weiter genutzt werden.

Dass der Abriss der Alten Schule mit der Neugestaltung der Ortsmitte zeitlich zusammenfällt, bezeichnete Zimmermann als "glücklichen Zufall". Das ist für ihn die Chance, alles "aus einem Guss" zu entwickeln. Dieter Maier (Grüne) verweist darauf, dass die Planungen dadurch komplizierter und die Baukosten höher werden. Letztlich überwiegen aber auch für ihn die Vorteile einer umfangreicheren Planung.

Dabei spricht Maier mit der Finanzierung der neuen Ortsmitte ein heikles Thema an. Da die Gemeindekasse keinen Spielraum für große Investitionen lässt - der Schuldenberg ist 2016 laut Haushalt auf knapp 3,8 Millionen Euro angewachsen -, finanziert Neuried das Vorhaben damit, weite Teile des gemeindeeigenen Grundstücks nördlich der Planegger Straße zu verkaufen. Genauer: Verkauft wird, was nicht für den Neubau des Rathauses benötigt wird. "Das darf aber nicht den Effekt haben, dass die Gemeinde ihr Tafelsilber verschleudert", sagt Maier. Auch Markus Crhak (Bündnis Zukunft Neuried) bezeichnete diesen Schritt als "Abwägungsprozess, ohne den das Projekt leider nicht weitergeht." Die Entscheidung sei daher nicht leichtfertig getroffen worden.

Die Neurieder werden auch zukünftig bei der Planung der Ortsmitte mitgestalten. Die Gemeinde verpflichtet sich, die Bürger weiterhin "zu informieren und zu beteiligen". Zur Finanzierung der Vorplanungen und der Bürgerbeteiligung sind im nächsten Haushalt 200 000 Euro vorgesehen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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