Wenn schon Markus Söder als Chef vorangeht und Bäume umarmt, ist es dann ein Wunder, wenn es auch die Basis verstärkt zur Natur hinzieht? Die CSU-Fraktion hat jedenfalls in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach einen Antrag gestellt, dem die Grünen - und alle anderen Mitglieder des Gremiums - sofort begeistert zustimmten: Die Lokalpolitiker fordern eine Landesgartenschau für den Stadtrand.
Vater der Idee ist Thomas Kauer (CSU), der BA-Vorsitzende. Er stellte am Donnerstagabend seinen Kolleginnen und Kollegen die Initiative vor, deren Kernforderung lautet: Das Bau- sowie das Planungsreferat werden gebeten, eine Bewerbung um eine Landesgartenschau für den Grünzug Neuperlach-Waldperlach zu prüfen. Infrage komme dafür, so Kauer, die Zeit Ende der 2020er-, Anfang der 2030er-Jahre. Außerdem soll die Verwaltung mögliche Erweiterungen auf den Stadtbezirk Trudering sowie mit der Gemeinde Neubiberg in den Blick nehmen. Der dritte Punkt des Antrags macht dann sehr deutlich, dass Kauer dabei alles andere als eine biedere Blümchen-Schau vorschwebt: Zielsetzung der Prüfung solle sein, die vorhandenen Grünflächen miteinander zu vernetzen und konzeptionell-landschaftsgestalterisch aufzuwerten. Dabei sollten bestehende Strukturen, zum Beispiel das Industriedenkmal Mächler oder die Freizeitanlagen Im Gefilde, aufgegriffen und einbezogen werden. Ebenso abgestimmt werden müsse eine Integration eines möglichen U-Bahnbetriebshofs in Neuperlach Süd. Der Antrag endet mit der Forderung, das Projekt mit der gerade anlaufenden Stadtsanierung in Neuperlach zu verknüpfen. Abweichend vom Konzept bisheriger Landesgartenschauen solle jene - zumindest für die Münchnerinnen und Münchner - kostenlos sein und nicht als abgeschlossenes Areal funktionieren, sondern als echter Erlebnisraum. Auf Anregung der Grünen wurde der Antrag um den Zusatz erweitert, dass sich die Veranstaltung auch mit der drohenden Klimakatastrophe befassen soll. Der Erhalt der heimischen Wälder durch Baumsorten, die besser mit künftig öfter zu erwartenden Hitze- und Trockenperioden zurechtkommen, könnte dazu einen Themenschwerpunkt bilden, sagte Sepp Sebald (Grüne).
Die CSU begründete ihren Antrag damit, dass eine Landesgartenschau landschaftsplanerische und gärtnerische Kompetenz, zusätzliche Finanzmittel und einen Imagegewinn zusammenbringen würde. Mit ihr könnte ein Exempel statuiert werden, wie am Rand einer Großstadt industrielle Prägung, Wohnnutzungen, Freizeitwert, ökologische Vielfalt und urbane Stadtgestaltung harmonisch vereint werden können. Auch wenn es keine Gewissheit gebe, dass der Antrag zum Erfolg führe, wie Kauer einräumte, so folgten am Ende doch alle BA-Mitglieder seiner Aufforderung: Sie wollen sich nun "mit breiter Brust" um das Event bewerben.