Neuhausen:Spurwechsel

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Die einen beharren auf Radstreifen auf der Nymphenburger Straße, die anderen geißeln die Gängelung der Autofahrer

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Nikolai Lipkowitsch (Grüne) kleidete seine Kritik in Spott. Mit der angekündigten Untersuchung, ob sich die Blutenburg-/Karlstraße für Radfahrer zu einer parallelen und schnellen Alternativstrecke zur Nymphenburger Straße ertüchtigen lasse sowie die Heßstraße zur Radltangente werden könnte, "hat man den Radlern zwei Karotten hin gehalten - und die Nymphenburger Straße fällt hinten runter". An der Nymphenburger Straße nämlich sollen Radler wählen können, so wollen das zumindest eine rot-grüne Mehrheit im Neuhauser Bezirksausschuss und die Stadtratsfraktion der Grünen, ob sie auf den engen und stark frequentierten Radwegen oder auf einem für sie abmarkierten Streifen auf der Fahrbahn unterwegs sind. Das Kreisverwaltungsreferat ist dagegen und schlägt stattdessen kleinere Verbesserungen vor, zum Beispiel die Radfurten an einmündenden Straßen rot einzufärben.

Als die SPD-Fraktion im BA den Vorschlag vor fast drei Jahren einbrachte, war die Resonanz im Kreisverwaltungsreferat (KVR) noch ausgesprochen positiv. Auch die Abteilung Verkehrsmanagement sah in der doppelten Radverkehrsführung eine Möglichkeit, Probleme zu entschärfen. Zunächst aber sollte ein einjähriger Verkehrsversuch an der in Laim abgewartet werden, bei dem genau das erprobt wurde: Zusätzlich zu den beidseitigen Radwegen, für die die Benutzungspflicht aufgehoben wurde, bekamen die Radler eine eigene, durch einen Streifen abmarkierte Spur auf der Fahrbahn.

Die Erfahrungen fielen gut aus, doch das KVR vollzog einen Schwenk: Auf der Nymphenburger Straße seien mit 24 000 Kfz am Tag mehr Fahrzeuge unterwegs als auf der (17 000 KFZ in 24 Stunden), sie liege damit in einem Belastungsbereich, der entweder Schutzstreifen oder Radwege erfordere, eine Kombination aus beidem sei nicht zulässig. Außerdem hätten die Radwege an der Nymphenburger Straße zumindest die gesetzliche Mindestbreite und seien auch kürzlich streckenweise saniert worden.

SPD-Fraktionssprecher Otmar Petz dagegen konnte den großen Unterschied zwischen den beiden Straßen nicht sehen und war erbost, dass in der einen etwas rechtlich möglich sein solle, was in der anderen rechtlich nicht zulässig sei. Bei der CSU, die gegen die zusätzliche Radspur zu Lasten des Autoverkehrs ist und in der radgerechten Umgestaltung der Blutenburgstraße eine attraktive Alternativstrecke in die Innenstadt sieht, sprang fast schon reflexartig Laurenz Kiefer auf, baute sich vor auf und prangerte wieder einmal die "ideologische Politik" der Grünen an: "Sie gängeln die Autofahrer!" Die Grünen reagierten entspannt, Kiefer setzte noch einmal nach: "Ist das ideologisch? Oder unideologisch?" "Logisch!" echote es vergnügt vom SPD-Tisch zurück. Ganz gebannt ist die Gefahr der "Gängelung" auch noch nicht. Denn der Stadtrat hat immerhin beschlossen, "mittelfristig" eine Machbarkeitsstudie für die Variante separate Radstreifen an der Nymphenburger Straße durchzuführen.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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