Nun kann es also richtig losgehen mit den Arbeiten an dem größten Bauprojekt, das der Freistaat Bayern derzeit im Programm hat. Auf dem weitläufigen Grundstück am Leonrodplatz und entlang der Dachauer Straße ist die riesige Grube ausgehoben. Der Rohbau für das Strafjustizzentrum startet demnächst, der Grundstein ist gelegt.
Sieben Justizbehörden, die über die Stadt verteilt sind, kommen unter ein gemeinsames Dach. 1300 Mitarbeiter erhalten moderne Büros. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem Projekt der Superlative. 305 Millionen Euro investiert der Freistaat: "Nur der neue Münchner Konzertsaal könnte noch teurer werden."
Strafjustizzentrum:Hier entsteht der größte Gerichtssaal Bayerns
Mitte Juli beginnt der Bau des neuen Strafjustizzentrums. In das alte marode Gebäude an der Nymphenburger Straße wird nur mehr das Nötigste investiert. Bis zum Umzug dauert es noch.
Der Festakt fand allerdings mit jahrelanger Verspätung statt. Schon 2013 war das Ergebnis des Architektenwettbewerbs bekannt gegeben worden. Der Entwurf des Büros Frick Krüger Nusser Plan 2 sieht einen kompakten Baukörper mit drei Innenhöfen vor. Der zum Leonrodplatz ausgerichtete Haupttrakt wird mit sieben Geschossen deutlich höher als der übrige Komplex. Der Blickfang über dem Eingang soll eine etwas zurückversetzte "Stadtloggia" in der Fassade werden, die sich über zwei Stockwerke erstreckt. 54 Sitzungssäle für die Verhandlungen sind geplant, darunter wird auch der größte Gerichtssaal Bayerns sein - mit 300 Quadratmetern Fläche und Platz für 200 Besucher. 2015 erfolgte der erste Spatenstich auf dem Areal, dann gab es Verzögerungen.
Denn auf dem früheren Militärareal waren die Arbeiter auf verseuchtes Erdreich gestoßen, das abgetragen werden musste. Außerdem blockierte der Streit zwischen dem Freistaat und einer Baufirma wegen eines Vergabeverfahrens den Bauablauf.
Peter Küspert, der Präsident des Oberlandesgerichts München, sprach bei der Feier von einem guten Tag für die Justiz: "Wir sind auf dem Weg zu einem Jahrhundertbauwerk." Das jetzige Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße habe das Ende seiner Nutzungszeit erreicht. Bröckelnde Fassaden, plötzliche Stromausfälle, marode Toiletten - das sind nur einige Mängel an dem siebenstöckigen Stahlskelettbau aus den Siebzigerjahren. Gerade beim vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen NSU-Prozess zeigten sich die baulichen Mängel deutlich.
Symbol für den Justizstandort München
Eine Sanierung wurde angesichts der vielen Schäden nicht mehr in Betracht gezogen. Jetzt könne das Fundament für eine auch baulich bestens für die Zukunft gerüstete Justiz in München gelegt werden, sagte der bayerische Justizminister Winfried Bausback (CSU). Was aus dem Gebäude an der Nymphenburger Straße wird, steht noch nicht fest. Aller Voraussicht nach wird es an einen Investor veräußert. Der Komplex würde dann abgerissen, um Platz für einen neuen Büro- oder Wohnkomplex zu machen.
Die Justiz habe beim NSU-Prozess organisatorisch und juristisch eine großartige Leistung gezeigt, lobte Söder: "Darauf darf man stolz sein." Das neue Zentrum sei auch ein Signal für einen starken Rechtsstaat und für den Justizstandort München. Die Grundsteinlegung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und begleitet von einem großen Polizeiaufgebot statt. Die Baustelle ist mit einem undurchsichtigen Zaun gesichert.
Nach dem ersten Spatenstich hatte es im Internet Aufrufe zur "Sabotage" auf der Baustelle gegeben. Schon während der Planungsphase waren Hauswände in der Umgebung mit Parolen gegen die Justiz beschmiert worden. In einem Aufruf von anarchistischen Gruppen hatte es geheißen, die Bauarbeiten sollten "auf jede mögliche Art" behindert werden. Deswegen stand das Thema Sicherheit bereits bei den Feiern zum ersten Spatenstich im Vordergrund.
Starker architektonischer Akzent am Leonrodplatz
Auch städtebaulich bietet das künftige Justizzentrum eine große Chance. Im Umfeld des Leonrodplatzes, der heute eine triste Verkehrsfläche ist, können sich neue urbane Qualitäten bilden. Die öden Brachflächen werden bebaut, entlang der Dachauer Straße entsteht das "Kreativquartier". Durch seine kompakte Bauweise setzt das Justizzentrum einen starken architektonischen Akzent am Leonrodplatz. Denn die Architekten haben die Gebäudemasse auf nur einen Komplex mit hoher Dichte beschränkt. So musst nicht das gesamte Grundstück ausgenutzt werden. Ein großes Segment entlang der Schwere-Reiter-Straße kann zunächst freibleiben. Diese "Vorratsfläche" steht also für andere Bauvorhaben des Freistaats zur Verfügung.
Nach den aktuellen Planungen soll das neue Justizzentrum im Jahr 2023 eröffnet werden. Bis dahin arbeitet Justizminister Bausback noch an einem anderen Thema, wie er sagte. In der Nähe des Zentrums soll nämlich auch eine Kindertagesstätte entstehen. Das sei zwar angesichts der gewaltigen Dimensionen des Justizneubaus nur ein kleiner Mosaikstein, "aber der ist von großer Bedeutung".