Neuhausen:Schweben lernen

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"Wo wollen wir hin?" - Eine Frage, die die gestrandeten Clowns im Stück "Die Schwerkraft der Idioten" umtreibt. (Foto: privat)

In der Import/Export Kantine trotzt eine Gruppe Theatermacher der Schwerkraft und sucht nach neuen Dimensionen

Von Jutta czeguhn, Neuhausen

"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Von Albert Einstein stammt dieses Zitat. Seine Gedanken zur Schwerkraft - für Normalmenschen unbegreiflich zusammengefasst in der "Allgemeinen Relativitätstheorie" - haben ja in diesen Tagen hundert Jahre auf dem Buckel und werden allerorten gefeiert. An Einstein also muss man irgendwie denken bei dem Titel, den das Ensemble "Theater mit Musik" seinem Stück gegeben hat: "Die Schwerkraft der Idioten". Zu erleben ist diese "Suche nach der Zukunft" (so der Untertitel) am 29. November und 13. Dezember, jeweils um 20 Uhr, in der "Import/Export Kantine" im Kreativquartier an der Dachauer Straße.

"Eine Familienarbeit, ja eigentlich so etwas wie eine Familienaufstellung" sei das Stück, sagt Regisseur Florian von Hoermann. Zwar stamme die Idee zu dieser Spielanordnung von ihm und Peter Papakostidis, letztlich aber sei das Ganze während der Proben im Kollektiv entwickelt worden. Dieses Kollektiv sei ein "wild zusammengewürfelter Haufen", wie Hoermann es nennt, Theaterleute um die 40. Der Großteil kenne sich noch vom Studium her oder habe irgendwann schon einmal bei anderen Projekten, an diversen Häusern zusammengearbeitet, oder sei im "Institut für Glücksfindung" aktiv, einer Künstlergruppe der freien Szene in München, die sich nichts Geringeres als "die Herstellung von Glück" zum Ziel gesetzt hat (" Bis uns etwas Besseres einfällt", lautet der Zusatz im Statut)

. Das "Theater mit Musik" - die kommt von Jörg Besser und Stefan Jugl - ist laut Regisseur Hoermann eine Art Experiment außerhalb des Stadttheaterbetriebs, auf das sich die Akteure bewusst eingelassen hätten. Offensichtlich aber auch ein Projekt, das die Zuständigen im Kulturreferat überzeugt hat, den es hat für die Truppe heuer eine Förderung in Höhe von knapp 30 000 Euro gegeben.

Die Schwerkraft nun tackert die Idioten im Stück - es sind fünf gestrandete Clowns - in einem schäbigen Strip-Club fest. Das Innere ist desolat, draußen herrscht Chaos. Geträumt wird viel, von Perspektiven, Dimensionen, Utopien. Doch wer von ihnen hat schon den Mut, sich hochzustemmen, physikalische und gesellschaftliche Grenzen zu überwinden und seine Zukunft selbst zu gestalten?

"Die Schwerkraft der Idioten", Import/Export Kantine, Dachauer Straße 114, als Wiederaufnahme an den Sonntagen, 29. November, und 13. Dezember, jeweils 20 Uhr. Karten gibt es nur an der Abendkasse.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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