Neuhausen:Körperwelten

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Schnell wurde er zu einem international gefragten Künstler: der Bildhauer Seff Weidl. (Foto: privat)

Gedächtnisausstellung für den Bildhauer Seff Weidl

Von hubert grundner, Neuhausen

Als Benny Goodman, der berühmte Klarinettist und Bandleader, im Februar 1970 für ein Konzert nach München kam, da überraschte er wahrscheinlich den einen oder anderen seiner Fans. Denn der "King of Swing" erzählte im Gespräch mit einer Boulevardzeitung: "Ich angle gern. Und ich liebe Schmuck und die Bildhauerei. Darum verbinde ich meinen dreitägigen München-Aufenthalt auch mit dem Besuch meines Freundes Seff Weidl. Er ist Bildhauer."

Und zwar ein sehr guter. Daran will die Galerie Christoph Dürr, Hübnerstraße 5, mit einer Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag von Seff Weidl erinnern. Vernissage ist am Dienstag, 30. Juni, um 19 Uhr. Weidl, am 25. Juni 1915 in Eger/Böhmen geboren, kam nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtling nach München und starb am 17 Dezember 1972 in Inning am Ammersee. Nicht zuletzt durch seine Ausstrahlung gelang es dem jungen Sudetendeutschen, in aller Welt Kontakte zu knüpfen: Mit seinen seit 1950 jährlich stattfindenden Ausstellungen beim Galeristen Henry Kleeman in New York schaffte Weidl den internationalen Durchbruch. Werke von ihm stehen zum Beispiel in vielen Städten Amerikas, in Österreich und der Schweiz, in Südamerika, in Indien und Australien. Dort fanden sie Eingang in die bedeutendsten Sammlungen und Museen.

Seff Weidl war aber auch in der Heimat hochgeschätzt. Zahlreiche seiner Großplastiken stehen in deutschen Städten, sechzehn alleine in München. Kleiner Tipp für alle, die sich auf Spurensuche begeben wollen: Das drei Meter lange Wisent im Siemenssportpark stammt von ihm.

Die Gedächtnisausstellung zeigt nun anhand von Skulpturen, Zeichnungen und Radierungen die wesentlichen Arbeitsweisen des Künstlers: figürlich, halbfigürlich und abstrakt. "Seine Frühwerke muten archaisch paläolithisch an, wandeln sich in den Fünfzigerjahren zur strengen, architektonisch reduzierten, spannungsvollen Figürlichkeit", heißt es in der Ankündigung der Ausstellung. Dabei setzte sich Weidl im Lauf der Jahre immer wieder aufs Neue mit dem Menschen als Wesen und Gestalt auseinander.

Davon ließ sich offenbar auch Benny Goodman beeindrucken: War er auf Tournee in Deutschland, besuchte er ihn, ging Fischen in der Weissach, kochte und aß mit Seff und dessen Frau Rita. Flog er dann wieder zurück in die USA, soll immer eine neue Weidl-Skulptur in seinem Koffer gelegen haben.

Die Ausstellung in der Galerie Christoph Dürr, Hübnerstraße 5, ist vom 30. Juni bis zum 31. Juli zu sehen. Dienstags bis freitags 14-18 Uhr, samstags 11-14 Uhr.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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