Neuhausen:Klein, aber pfiffig

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Um die Privatbühne "Blaue Maus" zu retten, streben die Gründer Claus und Sigi Sieger eine Kooperation mit dem "Theater Werk München" an. So kann die notwendige Förderung durch die Stadt erhalten werden

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Das Prädikat "kleinstes Theater Münchens" hat ihm mittlerweile das "Mathilde" im Westend mit seinen allerhöchstens 17 möglichen Zuschauern weggeschnappt. Zu den Winzlingen der privaten Bühnenszene zählt es mit seinen 44 Plätzen aber nach wie vor - das Theater Blaue Maus an der Elvirastraße, das derzeit ganz schön zu knabbern hat. Sogar die Nachricht "Aus für die Blaue Maus" ging schon herum. Doch so weit wird es wohl nicht kommen. Die beiden Betreiber peilen eine Kooperation mit dem "Theater Werk München" an.

Eigentlich hatten Claus, 64, und Sigi Siegert, 63, geplant, im Jahr 2018 mit dem Theatermachen aufzuhören. Dann läuft die Förderung aus, die immer für drei Jahre gilt. Doch Anfang dieses Jahres erfuhren sie, dass die Jury ihren Zuschuss für die Periode von 2016 bis 2018 von 80 000 auf 55 000 Euro jährlich gekürzt hatte. Auch dem Team-Theater wurde der Zuschuss gekürzt, die bei den beiden Bühnen gesparte Summe bekommt das Rationaltheater als Förderung. "Wir gönnen das dem Rationaltheater", versichert Claus Siegert, "aber man hätte die Last auf mehrere Schultern verteilen können."

Vor und hinter der Bühne: Claus und Sigi Siegert haben das Kellertheater "Blaue Maus" vor nunmehr 23 Jahren an der Elvirastraße gegründet. (Foto: Stephan Rumpf)

Für die Blaue Maus sei die Kürzung, formuliert er etwas dramatisch, "der Todesstoß". Mehr als vier Schauspieler traten kaum je in einer Inszenierung in der Blauen Maus auf, heuer aber brachten die Siegerts, der Not gehorchend, als erste Produktion ein Zwei-Personen-Stück auf die Kellerbühne - "das Interview" nach Theo van Goghs Kinofilm. Sich mit einem so rigiden Sparprogramm über drei Jahre zu retten, dazu haben sie zwar wenig Lust, andererseits aber: "Wenn wir jetzt aufhören, ohne Nachfolger, ist dieses Theater tot. Und das wollen wir dann auch nicht."

Vor 23 Jahren eröffnete das Ehepaar, er im Brotberuf Architekt, sie in einem Personalbüro der Universität tätig, sein kleines Theater, zu dem man eine Treppe "hinunterwendelt". Sprachspielereien sind ein Kennzeichen der Inszenierungen, es sind oft Klangcollagen oder hintersinnige Revuen, aus Texten etwa von Ernst Jandl. "DADA isst Mus - jam, jam, jam" heißt ihr nächstes Stück, für das derzeit die Proben laufen - zugeschnitten auf das 100. Jubiläum der Dadaismus-Bewegung.

Voller Fantasie: Auch eine "Katzenlesung" gehört zum Programm-Portfolio. (Foto: privat)

Das Theater Werk München dagegen ist bisher auf Weiterbildung spezialisiert. Die Einrichtung, im Kreativquartier an der Dachauer Straße ansässig, bietet in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Workshops und Qualifizierungskurse für unbeschäftigte Schauspieler, Sänger, Tänzer, auch Bühnenbildner oder Autoren, um sie "für den Markt" fit zu machen oder zu halten. Zum Programm gehören aber auch kleinere Theaterproduktionen.

"Wir verfügen über die gesamte Logistik, den Verwaltungsapparat und die Infrastruktur, die so ein Theater benötigt", erläutert Daniel Roth, einer der vier Werk-Verantwortlichen in einem Schreiben an den Neuhauser Bezirksausschuss, in dem er Interesse an einer Übernahme der Blauen Maus bekundete und schon einmal zu etwaigen Förderungsmöglichkeiten vorfühlte.

Denn finanziell müsste das Werk bei Null starten, eine Übernahme der den Siegerts zugesprochenen Regelförderung ist nicht möglich. In diversen Gesprächen haben sich die beiden Theatermacher und die Werk-Leute nun eine Kooperation überlegt, die so aussehen könnte, dass das Werk ins Maus-Nest schlüpft, die bisherigen Theaterchefs aber noch ein oder auch zwei Jahre die künstlerische Leitung - und damit die Förderung - behalten und weiter eigene Inszenierungen machen. Bei einem Gespräch im Kulturrerat vor einigen Tagen - "Wir wollen ja keine Schmu-Geschäfte machen", betont Claus Siegert - haben sie nachgehakt, ob diese Konstruktion tragfähig wäre. Konkret: ob man von den Siegerts bereits eingereichte Projekte auch noch austauschen könnte, ohne damit die Förderung zu gefährden. Die Auskunft fiel positiv aus, berichtet der 64-Jährige. "Jetzt müssen wir halt mit dem Werk ausschnapseln, wie wir zusammenkommen", sagt er flapsig, aber voller Zuversicht.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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