Neuhausen:Kampf um jeden Parkplatz

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Pläne zur Beschleunigung des Linienbusses 62 stoßen im Stadtviertel auf Kritik

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Um mehr Menschen zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen, will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihre Linienbusse besser durch die Staus schleusen, durch eigene Fahrspuren und abschnittsweise Beschleunigungstrecken. Eine dieser Strecken liegt an der Wendl-Dietrich-Straße in Richtung Rotkreuzplatz, zwischen der Andrée- und Winthirstraße sollen sich der Bus 62 und Radfahrer eine Spur teilen. So hat es der Stadtrat im Oktober beschlossen, als eine von 14 Maßnahmen stadtweit. Wenn dafür allerdings Parkplätze entfallen, "ist das mit der CSU nicht zu machen", zürnte Gudrun Piesczek (CSU) in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Neuhausen-Nymphenburg am Dienstagabend. Sie erinnerte daran, dass sich die Stadtviertelpolitiker in der Debatte um die kurz bevorstehende Einführung eines Parklizenzgebiets vehement dafür eingesetzt hatten, auf dieser Straßenseite Kurzparkplätze auszuweisen, für die Kunden der Geschäfte vom Penny-Markt bis zum Kaufhof und wegen "der Lebendigkeit, die das fürs Viertel bringt".

Auch ein Bürger, "durchaus für Verbesserungen beim MVV", wie er betonte, hatte zu Beginn der Sitzung sein völliges Unverständnis geäußert, dass bis zu 30 Parkplätze wegfallen könnten. Wer in der Gegend wohne, wisse um die massive Parkplatznot. "Wer Leute einlädt, der erlebt jedes Mal: Erst klingelt's, und der Beifahrer kommt, 20 Minuten später erst kommt der Fahrer" - der so lange um die Blocks gekurvt ist auf der Suche nach einer der raren Lücken für sein Auto.

BA-Chefin Anna Hanusch (Grüne), selbst Stadträtin, betonte, der Stadtrat - "übrigens mit den Stimmen eurer CSU-Kollegen dort" - habe sich eben nicht für die Variante mit dem Wegfall der Parkplätze entschieden. Wie das allerdings realisiert werden könne mit einer gemeinsamen Spur für Busse und Radler, ohne Parkplatz-Streichung, sei ihr auch "nicht so recht klar", räumte sie ein, weil keine Querschnittspläne vorgelegen hätten. Auch Piesczek, die den Unterausschuss Verkehr leitet, kritisierte die wenig aussagekräftigen Unterlagen, die dem BA zur Verfügung standen. Das Gremium fordert nun detailliertere Pläne ein - allerdings ist die Anhörungsfrist dann verstrichen.

Otmar Petz (SPD) merkte an, dass der Metrobus 62 auf seiner Route vom Ostbahnhof durch die ganze Stadt, über Viktualienmarkt, Marienplatz, Sendlinger Tor, durch die Schwanthalerhöhe und Laim zum Rotkreuzplatz, mit insgesamt 38 Haltestellen, doch sicher einiges an Verspätung anhäufe. Man müsse daher prüfen, wo noch Beschleunigungspotenzial auf dieser langen Strecke sei - mit den letzten paar hundert Metern vor der Endhaltestelle Rotkreuzplatz, die zweieinhalb Minuten bringen sollen, könne es wohl nicht getan sein. Eine Rechnung, die Wolfgang Schwirz (CSU) überdies anzweifelte: "Wie schnell soll der Bus denn da fahren?"

Anders als bei der Wendl-Dietrich-Straße hat der Bezirksausschuss mit einer zweiten geplanten Beschleunigungsmaßnahme im Viertel weniger Probleme: Auf der Donnersbergerbrücke hinunter zur Arnulfstraße sollen die Linienbusse eine eigene Spur bekommen. Unter dem Vorbehalt einer einjährigen Probephase hatte sich dafür im Unterausschuss eine Mehrheit gefunden.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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