Neuhausen:Domino-Effekt am Straßenrand

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Im Parklizenzgebiet rund um den Rotkreuzplatz stehen noch nicht einmal die Ticket-Automaten. Doch wird bereits eine Erweiterung dieser Wapperl-Zone in Richtung Winthirplatz geprüft

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Noch ist das große Parklizenzgebiet rund um den Rotkreuzplatz, das der Stadtrat im Herbst 2018 auf den Weg gebracht hat, gar nicht in Kraft, da prüft das Planungsreferat schon eine Erweiterung, mit dem Arbeitstitel "westlich des Winthirplatzes". Denn wenn weiträumig um den Rotkreuzplatz Stellplätze bevorzugt für Anlieger reserviert sein werden und Ortsfremde das Parken mit Ticket bezahlen müssen, werde ein "Verdrängungsparken" nach Westen hin einsetzen, sagt Anna Hanusch (Grüne), die Vorsitzende des Neuhauser Bezirksausschusses (BA). Und das könne dieses Gebiet, das vor allem von der "Großsiedlung Neuhausen" der Gewofag dominiert wird, nicht aufnehmen: "Dort gibt's ja keine einzige Tiefgarage."

In dem Areal westlich des Winthirplatzes, zwischen Renata-, Lachner-, Nibelungenstraße bis Höhe Stephanuskirche, Steubenplatz und Arnulfstraße, gibt es den Erhebungen der Verwaltung zufolge 2140 private Kfz-Halter und insgesamt 2200 Kfz. 580 haben einen privaten Stellplatz, die restlichen 1560 Autobesitzer müssen ein freies Plätzchen am Straßenrand finden. Dort stehen aber tagsüber nur 1370 Parkplätze zur Verfügung, nachts 1430. Morgens um fünf Uhr ist der Parkraum zu 106 Prozent ausgelastet, abends um 20 Uhr zu 104 Prozent, will heißen: überlastet. Selbst tagsüber liegt die Auslastung bei 92, 93 Prozent. Mehr als 400 Autofahrer, das zeigen die Untersuchungen, bewegen ihr Auto kaum vom Fleck, werden als Dauerparker eingestuft. Am Morgen bis in den Vormittag hinein verlassen viele das Wohngebiet, im Gegenzug kommen Pendler oder Besucher. Abends kehrt sich das Ganze um. Zwischen 100 und 200 Autos, auch das zeigen die bunten Balken in der Untersuchung, sind illegal abgestellt - etwa auf den sehr breiten Gehwegen an der Karl-Schurz-Straße, beschweren sich Bürger. Wegen des hohen Parkdrucks in dieser Gegend dulde die Polizei das sogar bis zu einem gewissen Grad, erklärte der Neuhauser Inspektionsleiter Thomas Madl in der jüngsten BA-Sitzung: Erst wenn zum Beispiel ein Wohnmobil den Weg oder die Sicht versperre, "wird's problematisch".

Angesichts dieser Zahlen kann man sich ausmalen, welch endloses Kurven um die Blocks in diesem Wohngebiet einsetzen wird, wenn die beiden Lizenzgebiete Rotkreuzplatz Nord und Süd erst einmal eingerichtet sind. Was sich allerdings noch bis Herbst hinziehen wird: Obwohl schon vielerorts die Flächen markiert sind, an denen künftig Parkticket-Automaten stehen, zieht deren europaweite Ausschreibung noch einige Monate Verzögerung nach sich. Die Parkwapperl-Zone reicht - grob umrissen - im Norden von Dom-Pedro-Straße, St.-Galler-Straße zur Südlichen Auffahrtsallee, die Renatastraße hinunter über die Arnulfstraße hinüber bis in die Richelstraße, zur Landshuter Allee und Leonrodstraße.

Von den ersten Debatten um und Erhebungen für ein neues Parklizenzgebiet bis zum endgültigen Beschluss darüber im Stadtrat und der Realisierung verstreichen Jahre, das lehrt die Erfahrung aus der jüngsten Runde im "Parkraummanagement". "Vielleicht geht es diesmal aber schneller", hofft Anna Hanusch.

Der Neuhauser Bezirksausschuss, bis auf ein CSU-Mitglied prinzipiell einverstanden mit dem Erweiterungsvorhaben, richtet den Blick jedenfalls schon in die Zukunft, wenn auch eher auf etwas Nebensächliches: "Westlich des Winthirplatzes", das klingt selbst für ein Parklizenzgebiet etwas blass. Gudrun Piesczek (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr, bat daher den Vorsitzenden der Neuhauser Geschichtswerkstatt Franz Schröther, wie immer Zuhörer in der BA-Sitzung, er als Orts- und Geschichtskundiger möge doch bitte über einen passenden Namen nachdenken.

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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