Neuhausen:Die Kosten steigen, der Spielraum sinkt

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Das Kultur- und Sozialprojekt "Trafo 2" ist mit 16,75 Millionen Euro noch einmal teurer geworden. Im Sommer 2018 soll der Betrieb starten, wobei strenge Auflagen dem nächtlichen Rummel Grenzen setzen

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Der lange Planungs- und Bauprozess für das kombinierte Kultur- und Sozialprojekt "Trafo 2" hat seinen Preis: Auf knapp 16,75 Millionen Euro sind die Kosten inzwischen geklettert. Verglichen mit der Berechnung von vor fünf Jahren ist es 3,386 Millionen Euro teurer geworden. Nun aber ist wenigstens ein Ende in Sicht. Nachdem sich über den Winter bis ins späte Frühjahr hinein überhaupt nichts getan hatte auf der Baustelle an der Nymphenburger/Aldringenstraße, sind nun die Fenster am Rohbau eingesetzt worden, und der Innenausbau kann beginnen. Mitte 2018 - anvisiert ist der 1. Juli - sollen der große Neuhauser Veranstaltungssaal samt einiger Nebenräume für Vereine, Kurse oder Bandproben, die Tiefgarage, die Kinderkrippe mit 48 Plätzen und die 15 geförderten Wohnungen bezugsfertig sein.

Schon im Jahr 2013 waren 1,2 Millionen Euro mehr angesetzt worden, vor allem weil durch die Verzögerung für den Krippenbau rund eine Million Euro an Fördermitteln aus dem staatlichen Konjunkturpaket II, das ausgelaufen war, wegfiel. Vor Kurzem mussten die Stadträte noch einmal 2,436 Millionen nachbewilligen, rund 950 000 Euro entfallen allein auf den Kultursaal, 491 000 auf die Kinderkrippe. Die gestiegenen Kosten waren laut Sozialreferat, das die Federführung hat, nicht zu vermeiden. Zwei erfolgreiche Klagen einer Handvoll Nachbarn aus der Johann-von-Werth-Straße gegen den Trafo 2 erforderten Umplanungen und Neuausschreibungen und verzögerten den Bau um mehrere Jahre, so dass auch die Baukosten stiegen. Dazu kamen die Kosten für wochenlange archäologische Grabungen: Anfang des Jahres 2014 hatten Bagger auf dem Baugelände hinter der Neuhauser Stadtbibliothek Gebeine zutage gefördert. Sie stammten, wie sich herausstellte, allerdings aus der Neuzeit, von aufgelösten Grabstätten des angrenzenden Winthir-Friedhofs.

Während die Kosten für den Bau stiegen, sind die Veranstaltungszeiten abgespeckt worden. Die klagenden Nachbarn und ihr Anwalt rangen der Stadt allerlei Einschränkungen für den Kultur- und Gastrobetrieb ab, im Gegenzug zogen sie ihre dritte Klage zurück. Um die Anlieger vor allzu viel nächtlichem Lärm und Rummel zu schützen, sind im Betreiberkonzept für den Bürgersaal, der zudem von 300 auf 200 Plätze verkleinert worden ist, nun strenge Auflagen enthalten. In der Regel ist sonntags bis donnerstags Betrieb nur bis 22 Uhr, freitags und samstags bis 23 Uhr erlaubt.

Damit aber zum Beispiel bei Faschings- oder Silvesterbällen nicht ganz so früh die Stühle hochgeklappt werden müssen, sind an zehn Tagen im Jahr Ausnahmen möglich - an maximal drei Tagen davon darf bis 4 Uhr früh gefeiert werden, an den anderen sieben Tagen bis 1 Uhr. Auch das angeschlossene Bistro muss um 1 Uhr schließen. Im ganzen Gebäude (Saal, Bistro, Gruppenräume) dürfen sich nach 22 Uhr gleichzeitig nur maximal 300 Menschen aufhalten. Und auf der Freifläche vor dem Kultursaal muss, mit Ausnahme der zehn Sondertage, von 22 Uhr an Ruhe herrschen. Sehr strenge Auflagen also, die dem Betrieb deutliche Grenzen setzen. Der Stadtteilkulturverein Neuhausen-Nymphenburg soll als Träger die nötigen Impulse setzen, um den Saal als kulturellen Mittelpunkt im Stadtbezirk zu etablieren.

Dafür hat der Stadtrat für 2018 einen Zuschuss von 197 762 Euro, für die vier darauffolgenden Jahre von jeweils 341 100 Euro bewilligt. "Das ist fürs Erste okay", kommentiert die Vereinsvorsitzende Ingeborg Staudenmeyer, "mit so einem Budget können wir jetzt ganz andere Dinge machen als vorher." Bislang mussten Veranstaltungen wie Band-Contest, Neuhauser Musiknacht, Hoagartn oder Weiberfasching aus den Mieteinnahmen im Kulturpavillon - der Anfang März abgebrannt ist - bestritten werden. Mit dem Geld aus dem Kulturreferat könne man, so Staudenmeyer, künftig auch größere Veranstaltungen mit bekannten Künstlern ansetzen, auch Theatervorstellungen, größere Lesungen oder einen Chöre-Treff. Allerdings ist Staudenmeyer sehr skeptisch, ob man für Juli oder August 2018 schon Buchungen festklopfen soll - nach so vielen Verzögerungen traut sie keinem angesagten Eröffnungstermin mehr.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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