Neuhausen:Allein auf der Piste

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CSU beantragt erfolglos Skikurse für Schulkinder aus Neuhausen-Nymphenburg - daraufhin setzt es eine verbale Schneeballschlacht

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Dass alle Neuhauser Kinder Skifahren können, ist vielleicht nicht gerade ein Thema, das sich der politischen Arbeit im Stadtviertel zwingend aufdrängt. Doch erstens hat sich die CSU im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg heuer als Schwerpunktthema Kinderbetreuung und Schulen vorgenommen. Und zweitens hat sie in Barbara Roth ein Fraktionsmitglied, das sportliche Themen gerne am Laufen hält, sie ist Präsidentin des Bayerischen Sportlehrerverbandes und Mitglied im Bayerischen Landessportbeirat. Der jüngste Antrag der CSU also lautete: Das städtische Referat für Bildung und Sport solle bis zum nächsten Winter ein Konzept erarbeiten, damit künftig die Neuhauser und Nymphenburger Schulkinder Skifahren lernen und Wintersportwochen verbringen können.

In der jüngsten Sitzung des Gremiums warb Barbara Roth um Zustimmung für "das Gleiten, die Berge, den Schnee, das unvergessliche Gruppenerlebnis im Skilager" - gipfelnd in dem Satz: "Das Skifahren gehört einfach zu Bayern." Auch er sei gerne als Schüler Ski gefahren, gab Alexander König (Grüne) freundlich zurück. Besonders zukunftsträchtig sei es aber nicht, angesichts zunehmend schneeärmerer Winter. Er verwies darauf, dass sich bei der Vorberatung "nach sachlicher Argumentation" eine breite Mehrheit gegen den Antrag ausgesprochen habe.

Bis dahin stäubte das eher pulverschneeglatt dahin, plötzlich aber bildete sich ein harter Klumpen. "Sachlich? Sie haben doch ausschließlich ideologisch argumentiert!", rief der junge CSU-Nachrücker Laurenz Kiefer zu den Grünen hinüber. "Sie haben Ihre grünen Gute-Nacht-Fantasien vorgetragen, dass Skifahren umweltschädlich ist . . ." König kopfschüttelnd: "Das hab' ich kein einziges Mal gesagt." Im Schuss von links Oliver Belik (SPD): "Ist es aber doch!" Ihm auf den Fersen Maike Brandmayer, ebenfalls SPD: "Wenn das ein zertifizierter Skilehrer sagt!"

Wedelnd erhoben sich mehrere Arme, ach, zu gerne hätte man dazu jetzt Wolfgang Ambros gehört. Schifoan is des leiwandste . . . Ulrike Sengmüller (Grüne) setzte zu einem Umkehrschwung an. Man müsse sich doch nicht aufs Skifahren fokussieren, auch Klettern oder Winterwandern seien gut fürs Gemeinschaftsgefühl. Und Julian Zuber, ein junger Grüner, tadelte Kiefer für dessen Rumpelstil, der die Kooperation im Bezirksausschuss beschädige. "Da stimmen mir Teile der CSU wahrscheinlich zu, auch wenn sie es jetzt nicht sagen."

Ein Antrag auf Beendigung der Debatte stoppte schließlich den immer rasanter werdenden Lauf. Bei der Abstimmung über den Antrag blieb die CSU allein auf der Piste stehen.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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