Neuhausen:Absage an die Kultur

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Die Paketposthalle fällt als Ausweichquartier für die Philharmonie weg. Die Post will den Bau selbst weiter nutzen

Von Christian Krügel, Neuhausen

Mit aller Verve hatten die Neuhauser Stadtteilpolitiker für ein Kulturzentrum in der Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke geworben. Doch der Traum ist geplatzt: Die Post will die riesige Halle weiterhin als Briefzentrum nutzen. "Wir verfolgen keine alternativen Planungen", bestätigte Post-Sprecher Dieter Nawrath. "Wir fühlen uns an dem Standort wohl." Damit sind alle Überlegungen obsolet, die Halle zunächst als Ausweichquartier für die Philharmonie am Gasteig zu nutzen und dann zu einer Art Musikstadt auszubauen. Diese Idee stammt von einer Investorengruppe um den Rechtsanwalt Josef Nachmann. Bis Ende 2015 galt deren Konzept als echte Alternative zu einem Konzerthaus im Werksviertel, für das sich die Staatsregierung dann letztlich entschied. Es sah vor, in die denkmalgeschützte Halle einen großen Konzert- und mehrere kleine Musiksäle einzubauen.

Der Plan scheiterte zunächst, weil die Staatsregierung hohe Renovierungs- und Folgekosten fürchtete. Die Stadt und die Münchner Philharmoniker griffen aber die Idee auf, weil sie dringend ein Übergangsquartier brauchen. Während am Gasteig saniert wird, soll ein temporärer Bau, womöglich aus Holzfertigteilen, als Interims-Konzertsaal herhalten. Der hätte sich mit deutlich geringerem Aufwand in die Paketposthalle einbauen lassen. Einstimmig hatte sich der Bezirksausschuss Ende Februar für das Projekt ausgesprochen. Die Grünen im Stadtrat hatten sogar gefordert, die Stadt möge das gesamte Konzept einer Musikstadt wieder aufnehmen, unabhängig von der Gasteig-Sanierung und als Chance für eine "dezentrale Kulturentwicklung". Dabei waren alle davon ausgegangen, dass die Post mittelfristig ohnehin aus der Halle ausziehen werde. Im Dezember 2015 hatte es bereits sehr konkrete Verhandlungen über einen Umzug des Briefzentrums nach Germering gegeben. Sehr zum Ärger des Betriebsrats: Der Weg dorthin sei für die Mitarbeiter unzumutbar. Nun hat offenbar auch die Post-Konzernspitze die Verlagerung zu den Akten gelegt - und den Neuhausern den Weg zum Kulturzentrum verbaut. Es gebe derzeit keinen Anlass dafür, mit dem Briefzentrum umzuziehen, heißt es. Ein Grund könnte sein, dass andere Post-Mitarbeiter umziehen müssen. Nach SZ-Informationen soll der alte Standort der früheren Oberpostdirektion nahe der Hackerbrücke aufgelöst werden. Die dort verbliebenen Abteilungen sollen 2018 zu großen Teilen in ein Gewerbegebiet nach Aschheim wechseln, ein kleinerer Teil in das Briefzentrum. Die Post kommentiert dies nicht; in Aschheim werden entsprechende Gespräche bestätigt.

"Hauptsache, die Halle wird gepflegt", sagt die Neuhauser BA-Vorsitzende Anna Hanusch und schiebt dann doch etwas enttäuscht nach: "Das Potenzial dieser einzigartigen Halle wird bei der jetzigen Nutzung allerdings etwas verschenkt." Von der Absage der Post könnte nun die Messestadt Riem profitieren. Denn auch ein städtisches Grundstück zwischen Olof-Palme- und Graf-zu-Castell-Straße ist als Standort für eine Interims-Philharmonie im Gespräch. Die Münchner Philharmoniker sind zwar von dem Areal weit im Osten wenig begeistert und hätten sogar noch den Candidplatz bevorzugt. Doch der Untergiesinger Bezirksausschuss hat das Projekt bereits klar abgelehnt. Entschieden wird wohl im Herbst.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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