Neuer Stadtteil Freiham:Platz für 20 000 Menschen - und viel Stau

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Die S-Bahnstation gibt es schon. Wie es mit der Anbindung per Auto, U-Bahn oder Tram aussieht, ist noch völlig offen. (Foto: Florian Peljak)
  • Der Stadtrat hat den Bebauungsplan für den neuen Stadtteil Freiham-Nord gebilligt.
  • Bereits 2017 sollen die ersten Bewohner einziehen. Insgesamt sollen in dem Stadteil im Münchner Westen mal etwa 20 000 Menschen leben.
  • Ob es eine Tram- oder U-Bahnlinie geben wird, ist noch unklar. Besonders kritisch sehen die Stadträte den Verkehr mit dem Auto.

Von Dominik Hutter, München

Eigentlich sollte auf den weiten Flächen im Münchner Westen schon in den Sechzigerjahren ein neues Wohnviertel entstehen. Nun rollen die Bagger wohl tatsächlich an: Die Vollversammlung des Stadtrats hat am Mittwoch einstimmig den Bebauungsplan für den neuen Stadtteil Freiham-Nord gebilligt. Bereits 2017 sollen die ersten Bewohner einziehen. Wenn in 20 bis 30 Jahren alles fertig wird, ist München um eine Kleinstadt à la Donauwörth gewachsen - rund 20 000 Menschen sollen am westlichen Stadtrand eine neue Wohnung finden. Unklar ist allerdings immer noch die Verkehrsanbindung. Die Politiker haben sich bislang nicht einigen können.

Mit dem Beschluss vom Mittwoch ist das Planungsverfahren einen bedeutenden Schritt weitergekommen. Nun werden noch einmal alle Unterlagen öffentlich ausgelegt, im Sommer soll dann der abschließende Satzungsbeschluss fallen. Zunächst geht es um 4000 Wohnungen für etwa 10 000 Menschen: Reihenhäuser, Doppelhäuser, mehrgeschossige Riegelbauten, Atriumhäuser - Stadtbaurätin Elisabeth Merk verspricht ein buntes Bild.

Öffentliche Förderung für die Hälfte der Wohnungen

Im Stadtteilzentrum nahe dem S-Bahnhof Freiham sind als "Wahrzeichen" drei höhere Bauten mit bis zu 16 Stockwerken geplant, die Mietskasernen sollen überwiegend vier bis sechs Etagen haben. Die Hälfte der Wohnungen wird mit öffentlichen Fördergeldern gebaut, es sind also bezahlbare Mieten zu erwarten. Neben Geschäften gehören auch Grünflächen, 13 Kindertagesstätten, drei Grundschulen, Gymnasium, Realschule und Förderzentrum zum neuen Quartier, das nördlich der Bodenseestraße entsteht. Südlich davon ist ein Gewerbegebiet entstanden, diverse Firmen sind dort bereits untergekommen.

"Das ist einer der wichtigsten Beschlüsse der letzten und kommenden Jahre", schwärmte CSU-Stadtrat Johann Sauerer. Sein Kollege Herbert Danner von den Grünen sprach von einem "richtig großen Wurf". SPD-Mann Christian Müller erinnerte daran, dass mit Freiham "die letzte große zusammenhängende Fläche" innerhalb der Münchner Stadtgrenzen erschlossen werde. "Die Lebensqualität dort wird hoch sein." FDP-Stadtrat Michael Mattar hat allerdings Zweifel, ob die Pläne die richtige Antwort auf das immer drängender werdende Wohnungsproblem sind. Möglicherweise müsse man noch nachsteuern und in Freiham dichter bauen als geplant.

Schwierige Verkehrssituation

Wenig rosig beurteilen die Stadträte die Verkehrssituation im Münchner Westen. Um die schon heute alltäglichen Staus nicht noch zu verlängern, mahnt der Stadtrat den Ausbau des in diesem Abschnitt lediglich vierspurigen Autobahnrings an - diese Entscheidung kann allerdings nicht im Münchner Rathaus getroffen werden.

Größerer Zoff ist dabei nicht ausgeschlossen: Denn Teile der CSU haben in diesem Zusammenhang auch den derzeit auf Eis liegenden Lückenschluss der A 99 im Süden wieder ins Spiel gebracht. Dieses Megaprojekt, das aus Naturschutzgründen auf langen Abschnitten im Tunnel verlaufen müsste, genießt beim Koalitionspartner SPD nur geringe Sympathie.

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Noch ungeklärt ist auch die Frage, ob künftig eine Trambahn oder eine U-Bahn nach Freiham rollen soll. Sowohl CSU und SPD als auch die Grünen haben in diesem Dauerstreit nun Orientierungshilfe aus dem Planungsreferat angefordert: Dessen Experten, so regte der Stadtrat an, sollen bis Ende des Jahres einen direkten Vergleich beider Verkehrsmittel erarbeiten. Eine abgespeckte Kosten-Nutzen-Analyse, damit das Rathaus endlich entscheiden kann.

Aus Sicht der SPD ist dies eine Abkehr von der "Glaubensfrage", welche die Debatte im Rathaus seit vielen Jahren prägt. Die frühere rot-grüne Koalition hatte die Verlängerung der Straßenbahn vom Pasinger Bahnhof aus bevorzugt - was schon deshalb logisch war, weil damals die Verlängerung der U 5 von Laim nach Pasing auf Eis lag. Das seit der Kommunalwahl regierende schwarz-rote Bündnis will die U 5-Verlängerung nun aber angehen. Allerdings haben vor allem die Grünen Zweifel, dass eine U-Bahn westlich von Pasing noch genügend Fahrgäste hätte, um die Förderkriterien des Bundes zu erfüllen.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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