Die Zukunft der Großmarkthalle an der Thalkirchner Straße steht erneut infrage. Ein Teil der dort ansässigen Fruchthändler will die Stadt offenbar verlassen und plant einen Umzug in eine neue Halle in der Gemeinde Vaterstetten (Kreis Ebersberg). Das bestätigten Vertreter der Stadt am Rande der Vollversammlung des Stadtrats im Münchner Rathaus. Damit könnten die Neubaupläne für die Großmarkthalle, deren Bestand bei einem Auszug der Fruchthändler gefährdet wäre, ins Wanken geraten. Erst im vergangenen Oktober war bekannt geworden, dass der geplante Bau der mehr als 500 Meter langen Halle deutlich teurer werden könnte als geplant. Kosten bis zu 180 Millionen Euro seien möglich, hieß es unter Stadträten; ursprünglich lag das Budget bei 120 Millionen.
Das Kommunalreferat dementiert die Kostenexplosion, im Herbst will es konkrete Pläne im Stadtrat vorlegen. "Wir sind schon verwundert über die Auszugspläne", sagte Referent Axel Markwardt. "Wir haben alle vier Wochen einen Jour fixe mit den Händlern, bisher war davon nicht die Rede." Er bestätigte aber, dass der Verband der Fruchthändler nun mit dieser Idee an sein Haus herangetreten sei. Man wisse natürlich, dass die Händler wegen des Neubaus der Großmarkthalle und der damit verbundenen Entwicklung der Mieten verunsichert seien, sagte Markwardt. Doch eine Planung in der Innenstadt Münchens gehe eben nicht so schnell wie der Bau einer Blechhalle auf der grünen Wiese. Er lasse prüfen, ob die Vorlage für den Stadtrat noch im Juli zu schaffen sei.
Planungen:Neue Großmarkthalle soll deutlich teurer werden
Noch bevor die Planungen offiziell auf den Weg gebracht sind, ist von erheblichen Kostensteigerungen die Rede - doch die Stadt will nicht jede Summe zahlen.
Die Stadtspitze reagierte verhalten bis reserviert auf die Pläne des Fruchtverbands. Die Großmarkthalle präge zwar entscheidend den Charakter des Viertels, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Doch es stelle sich auch die Frage, ob die Lärme und Abgase bei der Anlieferung innerhalb des Mittleren Rings noch zeitgemäß seien. Wenn der Stadt allerdings ein wesentlicher Teil der Händler, also der Mieter, abhanden kämen, müssten die Pläne für die Großmarkthalle in jedem Fall überdacht werden.
Auch Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) sieht das Projekt infrage gestellt, wenn "mit dem Abzug von einigen Großhändlern ein Erosionsprozess startet". Die CSU habe etwas für die Mittelständler in der Großmarkthalle tun wollen. Schon damals habe es aber auch in der Partei Bedenken gegeben, ob eine solche Halle mitten in der Stadt Sinn noch mache. "Wir warten ab, wie sich das nun entwickelt." Dass sich CSU und SPD dort auch ein attraktives Wohnviertel vorstellen könnten, ist kein Geheimnis.
Kommunalreferent Markwardt hat ohnehin den Eindruck, dass die Umzugspläne noch etwas vage sind. Auf Nachfrage, wie viele Händler denn aufs Land ziehen wollten, habe er wenig erfahren. Auch sei unklar geblieben, wer die Halle betreiben solle und welche Kunden aus der Stadt bis in den Osten Münchens tatsächlich fahren würden. Für mehr Informationen müssten nun die Obst- und Gemüsehändler sorgen, deren Verbandsspitze am Mittwoch ein Gelände in Parsdorf besichtigt haben soll. Für eine Stellungnahme war im Fruchtverband am Nachmittag niemand zu erreichen.
Georg Kast, Wirtschaftsförderer der Gemeinde Vaterstetten, bestätigte aber die Pläne. "Ja, es gibt eine Anfrage, die Großmarkthalle in Parsdorf zu errichten." Die potenziellen Grundstücke lägen direkt an der A 94 zwischen Parsdorf mit seinem Gewerbegebiet samt Outletcenter und Möbelmarkt und der Gemeinde Poing. Noch gehört das Areal allerdings dem Freistaat Bayern und wird von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub genutzt.
Von einer konkreten Planung könne man noch nicht sprechen, sagte Kast. "Aber wir haben durchaus Interesse daran." Nicht zuletzt deshalb, weil die Grundstücke "top erschlossen" seien und keine großen Probleme mit dem Naturschutz zu erwarten seien. Dort wohne niemand. Auch fließe der Lieferverkehr nicht in Richtung Parsdorf, sondern in Richtung Grub. Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (Freie Wähler) informierte seine Gemeinderäte am Montagabend über die Anfrage des Fruchthandelsverbandes. Sollten sich die Händler für Parsdorf entscheiden und die Vaterstettener das Projekt genehmigen, würden Kast zufolge bis zum Umzug mindestens noch drei Jahre vergehen. Ohnehin gebe es einen weiteren möglichen Standort: Dem Verband liege ein sehr gutes Angebot aus einer anderen Umlandgemeinde vor, so der Wirtschaftsförderer.