Nahverkehr:Diese Änderungen erwarten die Fahrgäste des MVV

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Die Verhandlungen über die große Tarifreform dauern länger als geplant. Auf ein paar Punkte zur Modernisierung haben sich die Gesellschafter des MVV aber schon verständigt.

Von Andreas Schubert

Die große Tarifreform des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) hat doch noch die Chance, bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 eingeführt zu werden. Binnen drei Monaten müssen die Beteiligten nun noch an einem konsensfähigen Preismodell arbeiten. Bisher war der Stadt, die neben den acht Verbundlandkreisen und dem Freistaat zu den Gesellschaftern des MVV gehört, die sogenannte Flatrate mit dem vorab berechneten Preis von 64,50 Euro zu teuer.

Während die Nutzer von bisher drei und vier Ringen gegenüber dem bisherigen Tarif billiger weggekommen wären, hätten Kunden mit nur zwei Ringen zehn Euro mehr zahlen müssen. Die Preise werden nun neu verhandelt. Dennoch hat die Versammlung ein paar grundlegende Veränderungen der Grundstrukturen des MVV auf den Weg gebracht, um ihr System zu modernisieren.

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Davon verspricht sich der Verbund mehr Attraktivität und mehr Kunden, die vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Während ein neues Schüler- und Azubiticket noch mindestens bis 2019 warten muss, besteht unter den Gesellschaftern in vielen Punkten eine grundsätzliche Einigkeit.

Das kommt

Kreise statt Ringe und Zonen: Die Abschaffung der bisher 16 Ringe für den Zeitkartentarif und vier Zonen für den Bartarif (also der Tarif für Kunden, die ein einmal gültiges Ticket oder eine Streifenkarte kaufen) kommt, wenn auch voraussichtlich erst 2019. Für Barzahler und Zeitkartenkunden gelten gleichermaßen sieben Tarifkreise, von denen einer der Münchner Innenraum ist. Die Nummerierung beginnt erst außerhalb der Münchner Stadtgrenzen.

Neues Sozialticket: Das Sozialticket, die sogenannte Isarcard S, die es bisher nur in Stadt und Landkreis München gibt, soll künftig verbundweit gelten. Alle Gesellschafter sollen für dessen Finanzierung Ausfallbürgschaften übernehmen. Grundsätzlich, so ist aus dem Gesellschaferkreis zu hören, sind Stadt und Landkreise dafür aufgeschlossen. Nur der Freistaat muss noch überzeugt werden, da dieser sich nach Auffassung der übrigen Gesellschafter auch beteiligen muss. Bis Februar soll nun geklärt werden, ob die Finanzierung und damit die Einführung der Isarcard S im Jahr 2018 noch zu stemmen ist.

Neue Tarifgrenzen: München war im Bartarif schon bisher ein eigener Innenraum mit einem einheitlichen Preis. Zwei Streifen zu stempeln reichte für das gesamte Stadtgebiet. Da leuchtete es schon lange nicht mehr ein, dass innerhalb mancher Gemeinden des Umlands Zonen- respektive Ringgrenzen zu überwinden waren. Mehr Gerechtigkeit und Übersicht soll nun die Verschiebung der Tarifgrenzen bringen. Rund 70 Korrekturen nimmt der MVV vor. Wichtigster Punkt zur Befriedung der Fahrgastinteressen: Innerhalb einer geschlossenen Siedlung, beispielsweise in der Stadt Dachau, soll es keine Tarifsprünge mehr geben - weder für Zeitkartenkunden noch für Nutzer von Einzeltickets. Auch der Innenraum wird wachsen. Dazu gehört beispielsweise künftig die komplette Gemeinde Karlsfeld, Haltestellen in Ottendichl (Gemeinde Haar), Neukeferloh (Gemeinde Grasbrunn), Aschheim und Oberhaching sowie die Stationen in der Gemeinde Putzbrunn.

Künftig wird es auch Monats- und Jahreskarten für das Smartphone geben. (Foto: Sonja Marzoner)

Neues Seniorenticket: Senioren bekommen wie bisher auch schon deutlich günstigere Fahrkarten. Allerdings galten diese Tickets bisher erst ab 9 Uhr, außer an Samstagen und Sonntagen sowie in den Schulferien und an gesetzlichen Feiertagen. Diese Sperrzeit wird künftig abgeschafft, damit sparen sich die Senioren künftig, wenn sie etwa bereits vor 9 Uhr zum Arzt müssen, das zusätzliche Stempeln einer Fahrkarte. Das bringe, so der MVV, mehr Flexibilität. Dafür wird die Altersgrenze auf 65 angehoben, der MVV verspricht aber eine "unbürokratische Altersprüfung".

Zeitkarten auf dem Smartphone: Als Handyticket gibt es derzeit bereits die Streifenkarte, Einzelfahrkarten einschließlich der Kurzstrecke, Tageskarten, die City-Tour-Card und Anschlusstickets für Zeitkarten. Letztere können Kunden herunterladen, wenn sie über ihre Zonengrenze hinaus fahren, für die ihre Wochen- oder Monatskarte gilt. Künftig wird es auch Monats- und Jahreskarten für das Smartphone geben. Geplant sind auch Zeittickets auf Chipkarten, welche die Kontrolleure mit Lesegeräten überprüfen können. Dieses Ticket wird es schon geben, bevor die neuen Tarifkreise gelten. Was 2018 noch ausgearbeitet und 2019 dann erst noch erprobt werden muss, ist eine Abrechnung per Smartphone über tatsächlich gefahrene Kilometer, das "e-Ticketing". Das Smartphone soll via GPS geortet werden. Hier sind allerdings noch datenschutzrechtliche Fragen zu klären.

Das bleibt

Streifenkarte: Sie gilt als "Alleskönner" mit einem kleinen Rabatt für Einzelfahrten und ist bei Kunden beliebt, da sie auch Gelegenheitsfahrern Flexibilität bringt.

Einheitlicher Kindertarif: Für alle Fahrten sind für Kinder nur ein Streifen auf der Streifenkarte zu entwerten.

U-21-Rabatt: Junge Fahrgäste im Alter von 15 bis 21 Jahren müssen auch in Zukunft nur die Hälfte der Streifen des Erwachsenentarifs abstempeln.

Fahrrad-Tageskarte: Wer mit der S-Bahn einen Ausflug ins Umland unternimmt und sein Fahrrad mitnehmen will, muss sich nicht sorgen, künftig ordentlich zur Kasse gebeten zu werden. Denn auch dieses Ticket (derzeit drei Euro fürs Gesamtnetz) bleibt erhalten.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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