MVG-Isartiger:Auf dem Tiger heim nach Pasing

Lesezeit: 2 min

Münchner Verkehrsgesellschaft weitet Sammeltaxi-Angebot deutlich aus - es bleibt vorerst aber noch im Testbetrieb

Von Andreas Schubert

Der MVG-Isartiger vergrößert sein Revier", hat die Münchner Verkehrsgesellschaft am Mittwoch mitgeteilt. Der Isartiger ist das Sammeltaxi-Angebot der MVG, das vor knapp einem Jahr testweise gestartet wurde. Jetzt wächst das Gebiet von bisher 33 auf 120 Quadratkilometer. Es reicht nun von Pasing bis Trudering und von Milbertshofen bis Sendling. Und das Angebot läuft vorerst weiter als Test. Bisher nahmen 2000 Passagiere daran teil, jetzt sollen es bald 10 000 werden. Dazu werden erneut Kunden angeschrieben, die ein MVG-Abo besitzen.

Die Isartiger-Flotte umfasst 20 Autos. Sie besteht aus VW Caddys mit Erdgas-Antrieb und Platz für bis zu sechs Fahrgäste sowie, während der Testphase, auch aus VW eGolf und BMW i3, bei denen bis zu drei Personen mitfahren können. Das System des Sammeltaxis funktioniert so: Der Kunde lädt sich die MVG-Isartiger-App auf sein Smartphone und bestellt sich damit den Fahrdienst. In der App gibt er sein Ziel innerhalb des Geschäftsgebiets an. Daraufhin prüft das System, welches Fahrzeug zur Verfügung steht und macht dem Kunden ein individuelles Angebot. Vorgeschriebene Linienwege und Fahrpläne gibt es nicht. Die genaue Fahrtroute legt ein Algorithmus unter Berücksichtigung von Fahraufträgen zusätzlicher Fahrgäste fest, die unterwegs als Mitfahrer zusteigen können. Routen, die gut zusammenpassen, werden zusammengefasst. Der Fahrgast bestimmt zwar vorab sein Ziel, ein- und aussteigen kann er aber nur an offiziellen ÖPNV-Haltestellen. Wenn ein Passagier etwas Glück hat, steigt niemand anderes zu und das Ziel wird ohne Umweg angefahren. Wenn weitere Fahrgäste einsteigen, verlängert sich zwar der Weg, der vorab errechnete Fahrpreis bleibt aber gleich.

Bisher verlief der Test komplett kostenlos. Weil nun aber das Abrechnungssystem ebenfalls erprobt werden soll, verlangt die MVG von Juli an einen symbolischen Preis im Cent-Bereich. Wenn alles klappt, will die MVG dann noch dieses Jahr die öffentliche Testphase starten. Dann allerdings werden die Fahrten wirklich kostenpflichtig. Wer den Service ordert, zahlt einen Preis, der sich aus einer Grundpauschale und einem Kilometerpreis zusammensetzt. Mitfahrer innerhalb einer Buchung zahlen pauschal nur die Hälfte, für Isarcard-Abokunden sollen Sonderpreise gelten. Nach der Fahrt bekommt der Nutzer eine Rechnung per E-Mail, die Zahlung erfolgt über die im Kundenkonto hinterlegte Bankverbindung. Noch sind die Preise nicht festgelegt. Laut MVG-Sprecher Matthias Korte werden sie sich aber irgendwo zwischen dem normalem MVG- und dem Taxi-Tarif bewegen.

Laut Korte ist der Isartiger eine Ergänzung zum bestehenden öffentlichen Nahverkehr. Er soll vor allem Gebiete erschließen, die nicht so gut Bussen, Tram- oder U-Bahn angeschlossen sind. Und MVG-Chef Ingo Wortmann teilt mit, dass von den Kunden eine überwiegend positive Rückmeldung kam. Das bestätigen auch die Umfragen unter den bisherigen Testkunden: 97 Prozent gaben an, sie seien mit den Wartezeiten zufrieden oder sehr zufrieden gewesen, 88 Prozent sagten, sie würden den Service wahrscheinlich auch im regulären Betrieb nutzen. 93 Prozent kamen auch gut mit der Bedienung der App gut zurecht.

MVG-Sprecher Korte betont, man woll keine Konkurrenz zu den hiesigen Taxiunternehmen darstellen. Stattdessen strebt die MVG eine Zusammenarbeit mit den Taxlern an. So könnten diese mit ihren Taxis auch als Isartiger-Fahrer unterwegs sein. Ob aber eine solche Kooperation möglich ist, müsse erst noch geprüft werden.

Das Sammeltaxi ist immer donnerstags von 18 Uhr bis Mitternacht unterwegs, freitags von 18 bis 2 Uhr und samstags von 18 bis 5 Uhr. Beim ersten Test wurde es bis zu 110 Mal pro Abend angefordert. Im Schnitt waren die Kunden nach zehn bis zwölf Minuten am Ziel.

© SZ vom 06.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: