Münchner Westen:Persönlich statt digital

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Im Pasinger Rathaus soll Raum für viele Sprechstunden sein

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Wann hat es in den vergangenen Jahrzehnten schon einmal die Situation gegeben, dass im Pasinger Rathaus genügend Platz zur Verfügung stand für alle Dienstellen und Angebote? Muss lange her sein. 2022 allerdings könnte dieser kleine Luxus eintreten, wenn das Sozialbürgerhaus in seinen Neubau an der Offenbachstraße umgezogen sein wird. Der Bezirksausschuss will deshalb schon jetzt, also frühzeitig, die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und bei der Aufteilung der frei werdenden Räume einen Pflock einschlagen. In einem interfraktionellen Antrag, der am Dienstag mit großer Mehrheit gegen die Stimmen von SPD und AfD beschlossen wurde, wird die Stadt aufgefordert, ein referatsübergreifendes Konzept für die künftige Raumplanung zu erarbeiten. Den Stadtteilpolitikern geht es vor allem darum, dass es für die Bevölkerung im Münchner Westen Sprechstunden vor Ort im Pasinger Rathaus geben wird. Etwa was Fragen des Wohngeldes angeht oder Unterstützung beim Kita-Finder.

Schließlich seien bei aller Digitalisierung gerade während der Corona-Zeit nicht alle Menschen mit dem Internet vertraut. Persönliche Gespräche seien nach wie vor wichtig. Sven Wackermann (CSU) erinnerte an den Verlust des Versicherungsamtes, das aufgrund der notorischen Raumnot im Pasinger Bürgerbüro in die Zentrale des Kreisverwaltungsreferats in die Innenstadt verlegt wurde. Das Angebot für die Menschen im Münchner Westen habe sich dadurch sehr deutlich verschlechtert. Zudem sei zu bedenken, dass mit Freiham ein ganzer Stadtteil hinzukomme. Diesen Tausenden von Menschen sei nicht zuzumuten, in die Innenstadt zu fahren.

Stadtrat Christian Müller (SPD) ließ an dem interfraktionellen Antrag kein gutes Haar: Es werde hier eine "Pseudobürgernähe" gefordert. Er verwies auf die vielen Digital-Angebote und die schon heute hohe Arbeitsbelastung der Verwaltung. "Wir haben zum Beispiel im Bereich des Wohngeldes kein Beratungs- sondern ein Bearbeitungsproblem." Sachbearbeiter durch die Gegend zu kutschieren, damit die Anträge noch langsamer bearbeitet werden, sei angesichts der bekannten Personalnot unsinnig. Hier war sich Müller einig mit Thomas Rittermann (AfD), der darauf aufmerksam machte, dass aufgrund der Finanzlage von insgesamt 52 000 städtischen Planstellen nur 35 000 besetzt seien. Auch die SPD-Fraktion stimmte gegen den ursprünglich interfraktionellen Antrag, weil ihre drei ergänzenden Forderungen von den anderen nicht mitgetragen wurden. Die SPD wollte etwa, dass die Alten- und Servicezentren in die Lage versetzt würden, Senioren oh- ne Digital-Kompetenz Unterstützung zu geben.

© SZ vom 08.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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