Münchner Momente:Zu fad - sogar für Karl Valentin

Lesezeit: 1 min

Der Januar ist der langweiligste Monat des Jahres, nicht einmal das Blitzeis legte die Stadt lahm. Die Aussichten für Februar sind ebenfalls trüb

Von Andreas Schubert

Eigentlich hatte das Jahr in München ja aufregend angefangen, damals, lang ist's her, vor 26 Tagen, als die Bahnhöfe gesperrt wurden und man sich dachte: Oh Gott, quo vadis, München? - hoffentlich kehrt wieder Ruhe ein. Dann, an Tag zwei des Januars 2016, kam sie, die Ruhe und ging nicht mehr. Und aus dem Quo-vadis wurde, frei nach Karl Valentin, ein "Oh, fad is".

Der Januar ist der langweiligste Monat des Jahres. Er ist so verdammt öde, dass es eine große Geschichte ist, wenn sich eine Faschingsprinzessin das Bein bricht oder Alt-Sänger Bryan Adams eine Fotoausstellung in einem Autogeschäft eröffnet. Ja, der Bryan Adams ist der Promi der vergangenen Januar-Woche. Und wer jetzt fragt: Bryan wer?, muss nur Bayern 3 einschalten, da dudeln sie immer noch "Summer of 69", das auch vor 30 Jahren nichts anderes war als, na ja, fad halt. Die Hollywood-Promis haben lieber in Kitzbühel beim Sehnenreißen zugeschaut. Ist ja logisch, da wo Action ist, zieht's auch den Schwarzenegger hin. Was hätte der Arnie auch in München gewollt? Fotos anschauen? Hätte er sich gar in die Hochhausdebatte einmischen sollen, die ja auch so ein Ding ist, das immer dann hochkocht, wenn es den Münchnern mal wieder besonders fad ist?

Selbst das Blitzeis am Wochenende hat die Stadt nicht komplett lahmgelegt, wie man schon bangte. Nein, spätestens mittags war es wieder viel zu lau für einen echten Aufreger. Und die gefürchteten Nazi-Bürgerwehren, die sich am Samstag zusammenrotten wollten? Sie wurden nirgends gesichtet! Ob sie sich aus akuter Blitzeisangst lieber daheim in eine wärmende Reichskriegswolldecke eingewickelt haben oder was anderes, weiß man nicht. Der Ärger blieb jedenfalls aus - gähn!

Ob's im Februar spannender wird, ist zweifelhaft. Man braucht sich nur den Fasching anzuschauen, zum Beispiel den Ball im Bayerischen Nationalmuseum. Dort gehen verkleidete Menschen lieber in die Ausstellung, während die Tanzfläche leer bleibt. Das ist so absurd fad, dass zum einen selbst Karl Valentin nichts mehr dazu eingefallen wäre und man sich zweitens wünscht, in einen sofortigen Winterschlaf zu fallen bis, sagen wir, mindestens Ende April.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: