Münchner Momente:Wo sicher sicher ist

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Wertsachen im Bankschließfach aufbewahren? Auf die Idee sollte man in München besser nicht kommen. Wie wäre es stattdessen mit einem Fahrradständer?

 Kolumne von Juri Auel

München ist eine sichere Stadt. Eine sehr, sehr sichere Stadt. Und dennoch kann es einiges an Nerven kosten, einen Ort zu suchen und zu finden, wo sich die wenigen Wertsachen, die man sich trotz der hohen Mieten leisten kann, auf Zeit auch wirklich sicher aufbewahren lassen. Erste Anlaufstelle für einen solches Vorhaben war - selbstverständlich - der Hauptbahnhof. Doch seit die von vielen plötzlich so geliebte Schalterhalle gesperrt ist und geduldig auf ihren Abriss wartet, sind die Schließfächer dort nur noch umständlich zu erreichen. Andererseits musste es auch bisher nicht unbedingt der erste Wiesntag sein, damit man im Hauptbahnhof vor einer Wand aus Stahltüren stand, von denen sich keine einzige öffnen ließ, weil defekt oder schon besetzt.

Wen wundert es, dass jetzt schon die ersten reichen Russinnen auf vermeintlich bessere Verstecke umsteigen und ihr Vermögen in den Katakomben von Münchner Banken horten? Nur, wie kürzlich zu lesen war, sind selbst die nicht mehr sicher. Am Promenadeplatz wurde eines der Fächer aufgebrochen, mehrere Millionen Euro sind verschwunden. Wie viele genau, das weiß niemand so richtig. Ist ja auch schwer zu sagen, sieht eine Million doch wie die andere aus. Da kann man beim Zählen schon mal durcheinanderkommen.

Unter den Münchner Postboten hingegen hat sich längst herumgesprochen: Wenn du etwas wirklich gut verstecken willst, dann lass es am besten offen herumliegen. Damit rechnet niemand. Genau aus diesem Grund ist der unüberdachte Fahrradständer vor dem Hauseingang der perfekte "sichere Ablageort", von dem der Kunde dann in der Zustell-App erfährt. Und was er erst für Augen macht, wenn er das Päckchen nach einem wahren Balanceakt aus den Speichen eines alten Rennrads gefischt hat! Das ist eben der Vorteil, wenn man in einer solch sicheren Stadt wie München wohnt. Hier kommt, außer ein paar Millionen im Bankschließfach, einfach nichts weg.

© SZ vom 27.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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