Münchner Momente:Wer bietet weniger?

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Im Rathaus überbieten sich die Fraktionen gerade mit Vorschlägen, wie billig ein MVV-Jahresticket werden könnte. Besser gesagt: Sie unterbieten sich. Und denken doch alle nicht weit genug

Kolumne von Andreas Schubert

Der Kaufdown läuft: Kaum hat die SPD am Mittwoch per Antrag ein 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildende im Nahverkehr gefordert, hat sich die CSU im Rathaus gedacht: Mann, die geizigen Sozen, das können wir besser - und dann hat sie das 300-Euro-Ticket beantragt. Zahlen soll's eh der Söder, der neulich angekündigt hat, Ende des nächsten Jahrzehnts solle jeder für 365 Euro im Jahr fahren können, nicht nur in München, sondern überall, wo viele Menschen wohnen. Schon vorher will er 35 Millionen Euro jährlich geben für günstigere Tarife im MVV. Dass sich die Staatsregierung die Kohle vom Steuerzahler holt, dürfte all die Leute auf dem flachen Land sakrisch freuen, für die der Anblick von Bussen und Zügen so selten ist, dass jeder von einer Blaskapelle samt Blumenmädchenspalier begrüßt wird.

Aber mei: Was kümmert den Großstadtpolitiker schon der Steuerzahler in Hinterhuglhapfing? Jetzt gibt's Geld, also wird halt geschaut, was sich daraus machen lässt - und wie man sich als Partei damit profiliert. Schon wird im Umfeld des Rathauses spekuliert, wie denn die anderen Parteien auf die Vorstöße von SPD und CSU reagieren. Denn Möglichkeiten, den Nahverkehr für die jungen Leute attraktiver - pardon: nicer - zu machen, gibt es viele. Vielleicht kommen ja demnächst die Grünen daher und legen auf ein 299,99-Euro-Ticket noch ein Klapprad für jeden drauf, und vielleicht arbeitet die FDP schon an einer Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Wie wär's denn mit der Aldi-Lidl-MVV-Flat, die gleich neben den Überraschungseiern für 199,99 Euro an der Kasse angeboten wird? Wer bietet weniger? Säße die AfD im Stadtrat, könnte man sich vorstellen, welcher Vorschlag von ihr käme. Aber sie tut es nicht. Eine Debatte über das Volksticket bleibt den Münchnern so zum Glück noch erspart.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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