Münchner Momente:Stadt-Spiele für Erwachsene

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München hat auch für Erwachsene ein Ferienprogramm aufgelegt. Es ist allerdings so subtil, dass es oft eines zweiten Blickes bedarf, um das Spiel zu erkennen

Kolumne von Laura Kaufmann

Kind müsste man wieder sein! Für Kinder ist an Ferienprogramm allerhand geboten, von Mini-München bis Mitmachzirkus, da türmen sich die Erlebnisse nur so aufeinander. Was Erwachsene nicht verstehen: Die Stadt hat auch für sie ein Ferienprogramm aufgelegt. Es ist spannend und abwechslungsreich, aber so subtil, dass es oft eines zweiten Blickes bedarf, um das Spiel zu erkennen. So ist es nun mal mit Erwachsenen, manchmal sind sie schwer von Begriff.

Da wäre zum Beispiel der Münchner Hürdenlauf. Treusorgend wie ein Hirtehunde-Herrchen, das seinen Liebling immer wieder fordern will, hat die Stadt ein Spiel namens "Wie komme ich heute nach Hause?" erfunden. Dazu reißt sie jeden Tag eine andere Straße auf, macht mal hier eine Fahrbahn unbenutzbar, mal dort. Das auf geistigen Autopilot geschaltete Heimfahren gehört damit der Vergangenheit an. Nur mit viel Konzentration ist dieses Spiel zu meistern. Zusätzlich, besonders gen Abend, werden für Radfahrer Elemente von "Mensch ärgere dich nicht" eingebaut: in Form von E-Scootern, die entweder trödelig den Weg versperren, oder einem wie aus dem Nichts hinter einem Baucontainer hervor entgegenkommen, was Mario-Kart-würdige Ausweichmanöver fordert.

Zu einer spontanen Runde "Reise nach Jerusalem" fordert jeder Gewitterschauer auf, der die Restaurantbesucher von der Terrasse ins Innere des Lokals treibt, wo schnell die besten Plätze gesichert werden müssen; die Mitarbeiter spielen derweil Tetris, um die Gäste sitzend unterzubringen. Dann ist da noch die beliebte Schnitzeljagd im Untergrund: Fährt meine U- oder S-Bahn und wenn ja, wo? Hinweise lassen sich über die MVG-App finden, am Hauptbahnhof zum Beispiel auch in Form von rot-weißen Absperrbändern, laminierten Schildern oder in alle Richtungen deutenden Mitarbeitern. Mitspieler lassen sich am Wochenende daran erkennen, dass sie im Schweinsgalopp Richtung Gleis 18-36 rennen, um ihre S 7 zu erwischen. Wer sich als Erwachsener im Sommer langweilt, ist also einfach nur etwas schwer von Begriff. Oder hat das Spielen verlernt.

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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