Münchner Momente:Latte-Muttis in Klein-Chicago

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Eigentlich tragen die Männer in Ramersdorf noch mit Stolz ihre nicht mehr ganz so weißen Unterhemden. Aber irgendwie hat es den Anschein, dass es jetzt los geht mit der bösen Gentrifizierung

Von Johann Osel

Klein-Chicago, früher ein gängiger Name, sagt heute kaum noch jemand zu dem Straßenzug in Ramersdorf. Doch ein bisschen fühlt man sich schon noch so in der Amerikanersiedlung, zwischen Thomasius- und Karl-Preis-Platz: Da tragen die Männer, die den ganzen Tag rauchend aus dem Fenster lehnen, mit Stolz ihre nicht mehr so ganz weißen Unterhemden, da ratschen Omis ungestört im Hof, wurden nicht von Vermietergangstern vertrieben. Im Gangster-Style schlurft dagegen mancher Teenager herum und es lassen sich womöglich Chicago-übliche Waren bei ihm erstehen. Und die Kinder am Spielplatz, aus aller Herren Länder, heißen nicht allesamt Max und Marie. Die Siedlung ist ein Bollwerk gegen die Gentrifizierung, wenngleich ein italienischer Feinkostmarkt eröffnet hat anstelle des Tante-Emma-Ladens - liebenswürdige Leute betreiben ihn, die Schinken sind famos, die Südtiroler Speckknödel eine Sensation. Sicher nicht für jeden Geldbeutel in der Siedlung erschwinglich; aber, warum nicht? Oder geht es jetzt los, mit der bösen Gentrifizierung?

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