"Campeones, Campeones": Münchens Spanier feiern ihre Mannschaft, die mit dem EM-Sieg Fußballgeschichte geschrieben hat. Und so manche Italiener wechseln da einfach die Seiten. Der dritte Titel in Folge. Spaniens Fußballer wirken nach dem EM-Sieg in Kiew irgendwie schon fast routiniert, als sie den Pokal entgegennehmen. Und auch Münchens Spanier haben mittlerweile Übung im Feiern. Nach dem Schlusspfiff ziehen sie zur Leopoldstraße - mit Trikots, Fahnen und lautem Gesang: "Campeones, Campeones."
"Wir sind so stolz!": Lia, Elena und Carlota (von links nach rechts) leben in München, doch ihr Herz schlägt ganz eindeutig nur für ein Team: la selección española. Kein Wunder, da hat man auch mehr Grund zum Jubeln.
Doch nach dem Schlusspfiff wird die Leopoldstraße erst einmal nicht abgesperrt. Hätte Italien gewonnen, wäre dies sicherlich anders gewesen. Doch auch so jubeln die spanischen Fans: Sie drängen sich auf den Bürgersteigen, hüpfen und tanzen.
Und einen Vorteil hat ja auch, dass die Leopoldstraße nicht abgeriegelt ist: Die Autofahrer können laut hupend vorbeirasen.
21.038 Italiener leben in München (Stand 2011). Mit dem Einzug ins EM-Finale hat vor dem Turnier wohl kaum einer von ihnen gerechnet. So richtig enttäuscht sind deswegen nur wenige Bewohner von Monaco di Baviera. Diese beiden (links in blauem Trikot und rechts im Hintergrund mit Balotelli-Frisur) feiern sogar schon wieder mit.
Carlos (rechts) freut sich: für seinen guten Freund David - zu 100 Prozent Spanier - und für sich - sein Opa ist Spanier. Ob er sich gefreut hätte, wenn statt Xavi, Piqué und Casillas Schweinsteiger, Reus und Neuer die EM gewonnen hätten? "Natürlich." Und wenn Deutschland gegen Spanien im Finale gespielt hätte? "Dann wäre mir egal gewesen, wer gewinnt." Und seine kulinarischen Vorlieben? Offenbar italienische Pizza.
Ob jemand Donato schon das Ergebnis des Finales mitgeteilt hat? Wohl kaum. Er steht am Rande der Leopoldstraße und ruft durch sein Megaphon: "Balotelli, Balotelli." Für ihn: "Der beste Spieler der Welt."
Wie Spanien das mache, Europameister, Weltmeister und nun schon wieder Europameister? Antonio, der seit 30 Jahren in München lebt, hat eine einfache Erklärung: "Porque somos los mejores." Weil wir die besten sind. So einfach ist das also.
"La Triple Corona Eurocopa-Mundial-Eurocopa" und dann auch noch der höchste Finalsieg bei einer Fußball-EM: Das Glück darüber, Fußballgeschichte geschrieben zu haben, ist vielen auf der Leopoldstraße anzusehen.
Vor dem spanischen Restaurant El Mesón in der Clemensstraße ist die Stimmung natürlich ausgezeichnet. Doch schon vor Anpfiff hatte der Wirt (nicht im Bild) einen Sieg seiner Landsmänner einkalkuliert. "Die Italiener schlagen wir, klar. Und wenn wir dann noch 2014 die WM gewinnen, das wäre der Wahnsinn." Zumindest mit der ersten Prophezeiung hat er schon einmal recht behalten.
Schon fast vergessen scheint in München die Niederlage der Deutschen im Halbfinale. Deutschland-Trikot trägt niemand mehr. Nur auf dem Boden erinnert gelegentlich etwas an den großen Traum, der am Donnerstag zerplatzte.
Und als Iniesta, Alba und Torres längst in der Kabine des Kiewer Stadions verschwunden sind, geht in München die Party erst richtig los. Die U-Bahn ist Richtung Schwabing unterwegs.
Es wird eine lange Nacht auf der Leopoldstraße in München, eine spanische. Das macht ihnen sobald keiner nach.