München:Vor der nächsten grünen Welle

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Nach ihrem Erfolg bei der Landtagswahl wollen die Grünen am 15. März 2020 auch im Kreistag die SPD als zweitstärkste Kraft ablösen. Die Freien Wähler sehen sich ebenfalls im Aufwind. Aus ihren Reihen meldet sich bisher der einzige Herausforderer von CSU-Landrat Göbel

Von Stefan Galler und Martin Mühlfenzl

Die grüne Welle ist keine physikalische Erscheinung. Wer auf der B 304 von Haar aus Richtung München unterwegs ist, weiß aber, dass sie von Schwingungen abhängig ist, von Ampeln, einem gleichbleibenden Tempo. Nur wenn alles passt, rollt die grüne Welle. Auf die Kommunalwahl in einem Jahr übertragen heißt das: Wenn Störfaktoren ausbleiben, ist wahrscheinlich, dass sich die kommunalpolitische Landschaft im Landkreis verändern wird. "Wir wollen ganz klar zweitstärkste Fraktion im Kreistag werden", sagt der Fraktionssprecher der Grünen, Christoph Nadler.

Bisher ohne offiziellen Herausforderer: Christoph Göbel (CSU), seit fünf Jahren Chef des Landratsamts am Mariahilfplatz in München. Illustration: Alper Özer; Fotos: Sebastian Gabriel, Stefan Rumpf (Foto: Illustration: Alper Özer, Fotos: Sebastian Gabriel, Stefan Rumpf)

Das ist eine Kampfansage an die Sozialdemokraten im Kreistag. Die beiden Fraktionen sind in dem Gremium so weit von einer Koalition entfernt wie die CSU von der absoluten Mehrheit. Andererseits sind sie vor fünf Jahren enger zusammengerückt - in Prozenten: 2014 kamen die Grünen auf 16 Prozent (2008: 13,8), die SPD auf 23,3 Prozent (2008: 24,9). Geht es nach SPD-Fraktionschefin Ingrid Lenz-Aktas, wird ihre Partei dem "momentanen, negativen Trend" trotzen müssen. "Wir wollen wieder eine möglichst starke Fraktion", sagt die Aschheimerin. "Die Wähler überlegen genau, für wen sie stimmen - und wen sie vor Ort kennen."

Auf diesen Bonus setzen allerdings auch CSU und Grüne. Für die Christsozialen wollen der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn, die bayerische Sozialministerin Kerstin Schreyer und der Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch wieder in den Kreistag. Das untermauert der CSU-Kreisvorsitzende Hahn: "Für uns ist der regionale Aspekt genauso wichtig wie die Bundes- beziehungsweise Landesebene." Und die CSU gibt sich progressiv: Die Kreistagsliste, sagt Hahn, werde paritätisch abwechselnd mit Männern und Frauen besetzt. Das gehört für die Grünen zum Selbstverständnis. Bei dieser Kommunalwahl zählt die Partei auch darauf, dass ihre zwei neu gewählten Abgeordneten wie schon bei der Landtagswahl Stimmen ziehen werden: Claudia Köhler und Markus Büchler kamen im Oktober in ihren Stimmkreisen bei den Erststimmen auf weit mehr als 20 Prozent.

Rückenwind verspüren auch die Freien Wähler, derzeit viertstärkste Kraft im Kreistag. Die Freien stellen derzeit neun von 29 Bürgermeistern und ihr Kreisvorsitzender, der Ismaninger Landtagsabgeordnete Nikolaus Kraus sagt: "Wir setzen alles daran, diesen Anteil bei der Wahl 2020 auszubauen." Auf Stimmenzuwächse hoffen bei der Kreistagswahl auch die Liberalen. Bei der Bundestagswahl 2009 kam die FDP auf 19,3 der Zweitstimmen.

Mit den neuen Mehrheitsverhältnissen im Kreistag von 2020 an wird vor allem eine Person umgehen müssen: der Landrat. Oder eine Landrätin? Die CSU wird mit Amtsinhaber Christoph Göbel ins Rennen gehen, Florian Hahn zufolge der Favorit: "Er macht einen tollen Job und wird das wieder gewinnen." Ein Gegenspieler hat sich aber schon positioniert: Sein Stellvertreter Otto Bußjäger von den Freien Wählern will wie schon 2014 kandidieren. Die Grünen halten sich noch bedeckt, werden aber einen Kandidaten nominieren. Spannend dürfte werden, ob Annette Ganssmüller-Maluche, die 2014 die Stichwahl gegen Göbel knapp verloren hat, noch einmal antreten wird - oder ob sich in der SPD einer der arrivierten Bürgermeister zur Kandidatur bereit erklären könnte.

© SZ vom 16.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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