Theater:Mit Ernst, aber lustig

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Rasante Komödie um zwei Lebemänner: Philipp Arnold inszeniert "Bunbury" im Volkstheater. (Foto: Gabriela Neeb)

Ein Wochenende der kleinen Premieren: Das Volkstheater zeigt "Bunbury", im Hoch X ist das Kollektiv Pandora Pop zu sehen, und das Theater Viel Lärm um Nichts spielt "Maß für Maß".

Von Yvonne Poppek

Einfach ist es für die kleinen Bühnen gerade nicht. Schon so lange dürfen nur wenige Zuschauer in die Häuser herein, Spielen ist da kaum noch lohnenswert. Das gilt auch bei Stücken mit kleiner Besetzung. Wobei sich dann zumindest mehr Menschen im Saal als auf der Bühne aufhalten. Umso schöner ist es zu sehen, dass die Münchner Theater trotz allem ihre Energie nicht verloren haben. Auch im Januar stehen einige Premieren auf den Spielplänen. An diesem Wochenende sind es allein drei: Das Münchner Volkstheater zeigt auf der kleinen Bühne "Bunbury", das Theater Hoch X "The Heat" und das Theater Viel Lärm um Nichts "Maß für Maß".

Elfriede Jelinek hat 2005 für eine Inszenierung von Falk Richter am Wiener Akademietheater Oscar Wildes Komödie "The Importance of Being Earnest" in eine neue Fassung gebracht. "Ernst ist das Leben (Bunbury)" heißt diese. Die Reaktionen auf ihre Bearbeitung waren zwiegespalten, Jubel ebenso wie Verriss. Die FAZ schrieb etwa: "Die Jelinek bringt den Wilde vom Kopf auf den Po, vom Hirn auf den Unterleib, von der Pointe auf den Pimmel." Tatsächlich ist Jelinek weniger elegant, denn anzüglich unterwegs, mit Hang zum Kalauer. Die Komödie um die beiden Lebemänner Jack und Algernon, die sich gerne als jemand anderes ausgeben und sich dabei ungeschickter Weise verlieben, hat nun Philipp Arnold am Volkstheater inszeniert. In die Fassung von Jelinek hat er dabei deutlich eingegriffen, das Personal reduziert. Rasant soll es auf der Bühne zugehen, so wie es sich für eine Klipp-Klapp-Komödie gehört.

Die Verwicklung spitzt der Regisseur weiter zu

Arnold, Jahrgang 1990, ist seit dieser Spielzeit Hausregisseur am Volkstheater. Dort war er schon Gast beim Festival "Radikal jung" 2018. In der Spielzeit 2019/20 inszenierte er im Volkstheater "Wer hat meinen Vater umgebracht", Bunbury ist nun seine erste Regie in neuer, fester Funktion, Premiere ist am 14. Januar. Die beiden männlichen Hauptrollen hat er mit einer Schauspielerin und einem Schauspieler - Carolin Hartmann und Lukas Darnstädt - besetzt, womit er die Verwicklung weiter zuspitzt und die Frage noch einmal drängender stellen dürfte: Wer bist du, und was gibst du vor zu sein?

Komödie und Krise sind erfahrungsgemäß kompatible Größen. Insofern hat auch das Theater Viel Lärm um Nichts nun eine Shakespeare-Komödie im Programm, nämlich "Maß für Maß". Andreas Seyferth und Margrit Carls führen Regie. Auch sie haben in die Vorlage eingegriffen, Carls hat übersetzt und eine eigene Fassung für die Premiere in der Pasinger Fabrik am 15. Januar erarbeitet, die als "Uraufführung der Übersetzung und Fassung" angekündigt wird, was für eine Inszenierung des 400 Jahre alten Bühnenklassikers doch eher eine überraschende Zuschreibung ist. Das Personal ist auch hier deutlich reduziert, die sechs Schauspieler übernehmen mehrere Rollen. Sämtliche der ursprünglich 21 Figuren und zusätzliche Statisten auf die Bühne zu holen, wäre wohl derzeit auch übertrieben.

Gänzlich ohne Bühnenklassiker-Vorlage arbeitet das Performancekollektiv "Pandora Pop", das im Theater Hoch X zu Gast ist. Mit "The Heat oder Ghost Riders In The Sky" zeigt es am 14., 15. und 16. Januar eine Arbeit, die sich mehrerer Genres bedient, Film und Live-Performance mit Live-Animationen verbindet. Für ihre Arbeit haben Anna Winde-Hertling, Norman Grotegut und Gunnar Seidel im Sommer 2018 in den Vereinigten Staaten und Mexiko recherchiert. Ihr Ziel war die Grenze, dort, wo der damalige Präsident Donald Trump angekündigt hatte, eine Mauer zu bauen. Auf dieser Recherchereise haben sie Material gesammelt, das sie in "The Heat" mit eigenen biografischen Details, mit Schnipseln aus sozialen Medien, eigenen Texten, Filmen anreichern. Es ist ein Blick auf Mauern und Zäune, die hochgezogen oder manchmal auch eingerissen werden. Weit weg von den EU-Außengrenzen, auf der richtigen Seite des Zauns, sollte man es sich allerdings an diesem Abend auch nicht allzu bequem machen. Selbstkritisches bis Popkulturelles ist von "Pandora Pop" durchaus zu erwarten.

Ernst ist das Leben (Bunbury), Münchner Volkstheater , Premiere: Freitag, 14. Januar, 20 Uhr; The Heat oder Ghost Riders In The Sky, Theater Hoch X , Premiere: Freitag, 14. Januar, 20 Uhr; Maß für Maß, Theater Viel Lärm um Nichts in der Pasinger Fabrik, Premiere: Samstag, 15. Januar, 20 Uhr

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